Aufruf zur Ruhe nach Krawall in Belfast
3. April 2021Am Tag nach den Ausschreitungen in Belfast verurteilte der britische Nordirland-Minister Brandon Lewis die Gewalt als "völlig inakzeptabel". "Gewalt ist niemals die Antwort. Es gibt keinen Platz dafür in unserer Gesellschaft", so Lewis. Auch die probritischen Unionisten sowie Vertreter der nationalistischen Partei Sinn Fein, die sich für ein vereinigtes Irland einsetzt, mahnten Ruhe an.
"Ich rufe all diejenigen, die beteiligt sind, auf, sofort mit diesem bedauernswerten Verhalten aufzuhören", erklärte Simon Walls, der für die nordirische Polizei zuständig ist. Die Menschen in Nordirland wollten "nicht in die Vergangenheit zurückfallen".
Am Freitagabend war eine Demonstration im Belfaster Viertel Sandy Row eskaliert, in dem Anhänger der pro-britische Unionisten das Sagen haben. 15 Polizisten wurden durch Würfe mit Gullydeckeln, Ziegelsteinen und Brandsätzen verletzt. Sieben Demonstranten wurden festgenommen. Laut örtlichen Medien hatten sich bis zu 200 Menschen an den Protesten beteiligt.
Auch in anderen Teilen Nordirlands kommt es seit Tagen zu Angriffen auf Polizisten, in der Stadt Londonderry bereits mehrere Abende in Folge. Am Freitag wurden dort zwölf Beamte verletzt.
In Nordirland wächst die Unzufriedenheit mit den Folgen des Austritts von Großbritanniens aus der EU. Die Unionisten lehnen die Vereinbarung zwischen London und Brüssel ab, wonach aus Großbritannien nach Nordirland eingeführte Waren kontrolliert werden müssen.
Diese Regelung soll verhindern, dass es zwischen Nordirland und der zur EU gehörenden Republik Irland wieder eine geschlossene Grenze gibt, da dies das Karfreitagsabkommen in Gefahr bringen würde. Dieses war 1998 geschlossen worden, um den jahrzehntelangen blutigen Konflikt zwischen pro-britischen Protestanten und den nach Unabhängigkeit von London strebenden Katholiken zu beenden.
In den vergangenen Tagen hatte es zudem Streit darüber gegeben, dass Mitglieder von Sinn Fein im vergangenen Jahr an der Beerdigung eines ehemaligen führenden Mitglieds der Terrorbewegung IRA teilgenommen und dadurch möglicherweise Corona-Regeln missachtet hatten. Die Unionisten hatten den Rücktritt von Nordirlands Vize-Regierungschefin Michelle O'Neill gefordert, die laut Medienberichten als eine von 1800 Menschen an der Beisetzung im Juni 2020 teilgenommen hatte.
uh/fab (afp, dpa)