Saudis sollen Libanon verlassen
9. November 2017Alle saudischen Staatsbürger sollten "angesichts der Lage" so schnell wie möglich aus dem Libanon ausreisen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur SPA und beruft sich dabei auf ein Statement des Außenministeriums in Riad. Nur wenige Stunden später schloss sich Kuwait an. Das Außenministerium des Golfemirats rief die Kuwaitis im Libanon dazu auf, das Land umgehend zu verlassen.
Libanon: Spielball zwischen Riad und Teheran?
Der libanesische Regierungschef Saad Hariri hatte am Samstag überraschend seinen Rücktritt angekündigt, bezeichnender Weise von Riad aus, und damit eine innenpolitische Krise in seiner Heimat ausgelöst. Der schiitischen Hisbollah-Miliz sowie deren Schutzmacht Iran hatte der sunnitische Politiker dabei vorgeworfen, Unruhe zu stiften und im Libanon einen "Staat im Staat" geschaffen zu haben. Die Hisbollah sei nicht nur im Libanon, sondern auch in anderen arabischen Ländern der "Arm des Irans".
Während Hariri selbst seinen Rückzug mit Angst um sein Leben begründete verbreitete die Hisbollah die Vermutung, Hariri werde in Saudi-Arabien unter Hausarrest festgehalten. Mit Blick auf die Gerüchte über einen Hausarrest, teilte sein Büro mit, der Politiker habe sich am Donnerstag in Saudi-Arabien mit dem französischen Botschafter getroffen. In den Tagen zuvor habe er bereits Kontakt zu diplomatischen Vertretern der Europäischen Union, Großbritanniens und der USA aufgenommen.
Der Rücktritt Hariris wird von Experten als Folge der zunehmenden Spannungen zwischen den Regionalmächten Iran und Saudi-Arabien gesehen. Die Saudis verstehen sich als Schutzmacht der Sunniten, Teheran als die der Schiiten.
Ein Jahr lang hatte der 47-Jährige im multikonfessionellen Libanon eine Koalitionsregierung unter Beteiligung der Hisbollah geführt, der er lange Zeit massive Konzessionen machte. Von Hariris Seite gab es nie Forderungen nach einer Entwaffnung der Miliz. Zudem unterstützte er die Wahl Michel Aouns, der der Hisbollah nahesteht, zum libanesischen Präsidenten. Es gilt als durchaus möglich, dass die Saudis Hariri zum Rücktritt drängten, da ihnen diese Kompromisspolitik nicht passte. Hariri und seine Familie pflegen seit Jahrzehnten enge Kontakte zum Königreich Saudi Arabien.
Die Regierung in Beirut setzt einem hochrangigen Vertreter zufolge auf Hilfe aus dem Ausland. "Wir werden mit anderen Staaten zusammenarbeiten, um ihn (Hariri) nach Beirut zurückzuholen", sagte die Person, die anonym bleiben wollte.
qu/uh (dpa, APE, afpe, rtr)