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Aufnahmelager steht in Flammen

21. Oktober 2015

Verzweifelte Flüchtlinge sollen die Zelte im slowenischen Brezice angezündet haben. Sie wollen ihre Weiterreise erzwingen. Das Parlament in Ljubljana billigte den Einsatz der Armee an den Grenzen zu Kroatien.

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Brand im slowenischen Flüchtlingslager in Brezice (foto: reuters)
Bild: Reuters/Pixell/Z. Lukunic

Die Nacht war sehr kalt gewesen, viele Neuankömmlinge sollen offenbar nur Wasser und Brot bekommen haben. Im überfüllten Aufnahmelager Brezice etwa drei Kilometer von der kroatischen Grenze spitzte sich die Lage dramatisch zu: Am Mittag brannte fast die gesamte Anlage lichterloh. Nach Darstellung lokaler Medien, aber auch deutscher Reporter, hatten unzufriedene Flüchtlinge das Feuer gelegt. Gleichzeitig an verschiedenen Stellen seien Zelte angezündet worden, berichtete etwa ein ARD-Korrespondent. Dies sei aus Protest geschehen.

Laut slowenischer Zeitung "Delo" brannten zwei Drittel der provisorischen Unterkünfte ab. Viele Flüchtlinge sind unzufrieden, weil ihre Registrierung und ihr Weitertransport nach Österreich durch Slowenien nur schleppend verläuft. Viele übernachten im Freien. Die Versorgung ist nach Angaben von Hilfsorganisationen unzureichend.

Polizisten versuchen im Lager Brezice einen Massenausbruch zu verhindern (foto: reuters)
Polizisten versuchen im Lager Brezice einen Massenausbruch zu verhindernBild: Reuters/Pixell/Z. Lukunic

Am Mittwochvormittag zählten die Behörden rund 11000 Flüchtlinge in dem kleinen EU- und Schengenland. Die Regierung hatte die tägliche Kapazitätsgrenze mit 2500 Menschen angegeben. Das Parlament billigte in der Nacht einen Militäreinsatz an der Grenze, um den großen Andrang von Flüchtlingen aus Kroatien zu bewältigen. In Ljubljana stimmten am frühen Mittwochmorgen bei fünf Gegenstimmen 66 Abgeordnete für eine Notverordnung zum Einsatz der Soldaten, die die Polizei unterstützen sollen.

Zu den neuen Kompetenzen zählen unter anderem Patrouillen an der Grenze. Außerdem sollen die Soldaten die Flüchtlinge im Grenzbereich steuern und festhalten können. Bisher durften die Streitkräfte nur logistische Hilfe leisten. Anders als zuvor darf die Armee auch dann die Grenzen kontrollieren, wenn keine Polizisten anwesend sind. Oppositionsparteien forderten, das Land solle dem ungarischen Beispiel folgen und einen Grenzzaun errichten.

"Kroatien hält sich nicht an Vereinbarungen"

Der slowenische Ministerpräsident Miro Cerar warf Kroatien fehlende Kooperationsbereitschaft in der Flüchtlingskrise vor. "Leider reagieren die kroatischen Behörden nicht auf unsere Anfragen, in denen wir um Informationen und Zusammenarbeit bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms bitten", sagte Cerar der deutschen Zeitung "Die Welt". Kroatien halte sich auch nicht an Vereinbarungen, was die Grenzübergänge und die Zahl der nach Slowenien kommenden Flüchtlinge angehe.

Er bedauere das sehr. "Von einem EU-Mitglied hätte ich ein anderes Verhalten erwartet." Cerar legte nach: "Kroatien hält sich nicht an Vereinbarungen, was die Grenzübergänge und die Zahl der Flüchtlinge angeht, die nach Slowenien einreisen sollen."

Mit der eskalierenden Lage auf der neuen Balkanroute soll sich am Sonntag in Brüssel ein außerordentliches Krisentreffen einiger betroffener Staats- und Regierungschefs der EU befassen.

SC/sti (dpa, ARD, APE, "Die Welt")