Zweiter WhatsApp-Gründer verlässt Facebook
1. Mai 2018Der Mitgründer und langjährige Chef des populären Chatdienstes WhatsApp, Jan Koum, verlässt die Konzernmutter Facebook. Unklar ist noch der Zeitpunkt seines Abgangs. Die "Washington Post" berichtet, Koum streite sich mit dem Management des sozialen Netzes über Versuche von Facebook, persönliche Daten von WhatsApp-Nutzern zu verwenden und die Verschlüsselung der Nachrichten einzuschränken. Koum äußerte sich nicht dazu. Er gilt in dem Unternehmen als einer der wichtigsten Datenschutzbefürworter.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg dankte dem 42-Jährigen und versicherte, dass Werte wie Verschlüsselung immer im Kern von WhatsApp bleiben würden.
Koum und sein Mitgründer Brian Acton hatten WhatsApp 2014 für rund 22 Milliarden Dollar (18,1 Mrd Euro) an Facebook verkauft. Sie sicherten sich dabei weitreichende Unabhängigkeit. So blieb WhatsApp werbefrei und die Daten wurden zunächst komplett getrennt. Inzwischen gleichen WhatsApp und Facebook nach Angaben des Unternehmens Telefonnummern ab, um Spam herauszufiltern. Zugleich setzt WhatsApp auf sogenannte End-to-End-Verschlüsselung, bei der Nachrichten nur für Absender und Empfänger lesbar sind, aber nicht für die Firma selbst. Der Dienst hat inzwischen mehr als 1,3 Milliarden Nutzer weltweit.
Acton verließ bereits im vergangenen Herbst den Facebook-Konzern und investierte vor wenigen Monaten 50 Millionen Dollar in eine Stiftung, die Technologie für verschlüsselte Kommunikation entwickeln will.
"Luftgekühlte Porsche sammeln"
Koum schrieb, er werde sich nun eine Auszeit für Dinge außerhalb der Technologie-Branche nehmen, zum Beispiel seltene luftgekühlte Porsche sammeln, an seinen Autos arbeiten und Frisbee spielen. Der WhatsApp-Deal hatte den Einwanderer aus der Ukraine, dessen Familie einst auf Lebensmittel-Hilfen angewiesen war, zum Milliardär gemacht.
Koums Ankündigung kommt für Facebook zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen kämpft mit einem der größten Datenschutzskandale in der Firmengeschichte. Der US-Konzern räumte im März ein, dass die britische Politikberatungsfirma Cambridge Analytica die Daten von Millionen Nutzern zu Unrecht erhalten hatte. In den vergangenen Monaten versuchte der Konzern verstärkt, mit Hilfe von WhatsApp seinen Umsatz zu steigern.
se/ww (rtr, dpa, ap)