ATP-WM: Zverev erstmals im Halbfinale
16. November 2018Nervenstark ins Halbfinale: Als erster Deutscher seit Rainer Schüttler vor 15 Jahren hat sich Alexander Zverev beim Saisonfinale der weltbesten Tennisprofis für die K.o.-Runde qualifiziert. Im entscheidenden Gruppenspiel setzte sich der 21 Jahre alte Hamburger gegen John Isner (USA) 7:6 (7:5), 6:3 durch und fordert nach seinem zweiten Sieg im dritten Match nun Roger Federer heraus.
Zverev spielt am Samstag (15.00 Uhr MEZ) gegen den Rekordsieger aus der Schweiz um den Einzug in sein bislang größtes Endspiel. "Ich hoffe, dass ich morgen gegen Roger gutes Tennis spielen kann", sagte Zverev bei Sky: "Frisch ist keiner mehr." Das zweite Halbfinale bestreiten am Abend (21.00 Uhr MEZ/beide Sky) Novak Djokovic (Serbien) und Turnierdebütant Kevin Anderson aus Südafrika. Djokovics Gruppenfinale am Freitagabend gegen den Kroaten Marin Cilic hat sportlich keine Bedeutung mehr.
Zverev konnte sich gegen Isner auf seinen Aufschlag verlassen, der mit Abstand jüngste Spieler im Turnier servierte 18 Asse und damit acht mehr als der 2,08-m-Hüne. Von der mentalen Müdigkeit, die Zverev im Endspurt der Saison begleitet und die ihn am Mittwoch gegen Djokovic nach einem ausgeglichenen ersten Satz einbrechen ließ (4:6, 1:6), war wenig zu spüren. "Gegen John entscheiden meistens nur ein oder zwei Punkte", sagte Zverev: "Wir kennen uns so gut, vielleicht weiß ich, was er in den wichtigen Momenten denkt."
Auf den Spuren von Becker und Stich
Zwar kam er selbst lange kaum in die Nähe eines Breakballs, bewies in den entscheidenden Momenten jedoch Nervenstärke. Isners Satzball im ersten Durchgang wehrte er mit einem Ass ab und blieb im Tiebreak bis zum letzten Ballwechsel konzentriert. Im zweiten Satz verwandelte Zverev seinen einzigen Breakball zum 5:3 und wenig später nach 1:21 Stunden seinen ersten Matchball. In der gesamten Partie lamentierte er deutlich weniger als in den Matches zuvor, der Wille, den langersehnten Urlaub um zumindest einen weiteren Tag nach hinten zu verschieben, war ihm deutlich anzusehen. Für Zverev war es bereits der fünfte Sieg im sechsten Duell mit Isner, einzig im Finale des Masters von Miami am 1. April hatte er gegen seinen Kumpel verloren.
Zverev setzt mit dem Einzug ins Halbfinale seine Entwicklung fort, bei seiner Premiere im vergangenen Jahr in London hatte er das entscheidende Gruppenspiel gegen den Amerikaner Jack Sock noch etwas überraschend verloren. Gegen Federer braucht Zverev erneut eine herausragende Aufschlagquote, um die Chance auf den Titel aufrechtzuerhalten. Als bislang einzige Deutsche haben Boris Becker (1988, 1992, 1995) und Michael Stich (1993) beim Saisonfinale triumphiert.
Federer hat das Turnier bereits sechsmal gewonnen und nach einem schwachen Start am vergangenen Sonntag seinen 100. ATP-Titel wieder ins Visier genommen. Der 37-Jährige hatte am Donnerstagabend Kevin Anderson 6:4, 6:3 bezwungen und sich damit Platz eins in seiner Gruppe gesichert. In der direkten Bilanz mit Zverev führt der 20-malige Grand-Slam-Champion mit 3:2.
sw (dpa, sid)