ATP plant neues Team-Turnier
15. November 2018Im Spitzentennis droht ein Interessenkonflikt: Kurz nachdem das Konzept für den reformierten Davis Cup vorgestellt wurde, bekommt der traditionsreichste Teamwettbewerb im Tennis Konkurrenz. Die Vereinigung der Profispieler ATP möchte im Januar 2020, also sechs Wochen nach der Premiere des Davis Cup Finals, mit dem ATP Cup in Australien ein eigenes Mannschaftsturnier veranstalten. Diese "größere" Neuauflage des früher in Düsseldorf ausgetragenen World Team Cups soll vor den Australian Open stattfinden.
Unterstützung der Spieler ist vorhanden
Das Konzept stellte der Tennis-Weltverband ITF am Donnerstag vor: In drei Städten des fünften Kontinents, die noch nicht bekannt sind, spielen dann 24 Nationen um den Titel. In Gruppenspielen mit jeweils vier Teams und einer anschließenden Finalrunde werden pro Begegnung zwei Einzel und ein Doppel ausgetragen. Das Turnier dauert zehn Tage und ist mit 15 Millionen US-Dollar Preisgeld dotiert. Zudem können die Spieler bis zu 750 Weltranglistenpunkte ergattern.
Anders als der neue Davis Cup besitzt der ATP Cup die Unterstützung der Spieler. "Es ist der beste Weg, um in die Saison zu starten", sagte der Weltranglistenerste Novak Djokovic. Zverev hält das Turnier für "einen guten Weg, Teamwettbewerbe im Tennis zu erhalten". Auch Roger Federer und die amerikanische Nummer eins John Isner äußerten sich wohlwollend zum neuen Format.
Der ATP-Präsident Chris Kermode sagte bei der Präsentation am Rande der ATP-Finals in London: "Wir hatten den World Team Cup in Düsseldorf für 35 Jahre. Jetzt bringen wir ihn zurück, aber viel größer, und die Spieler stehen zu 100 Prozent dahinter." Im Düsseldorfer Rochusclub hatte die ATP von 1978 bis 2012 jeweils im Mai vor den French Open einen Mannschaftswettbewerb ausgetragen.
Enger Terminkalender
Erst im September hatte der Weltverband ITF die Reform des Davis Cups verabschiedet. Ende November 2019 wird in Madrid erstmals ein Finalturnier für 18 Mannschaften ausgetragen. Der Termin hat jedoch bereits heftige Kritik hervorgerufen, nicht nur Deutschlands Spitzenspieler Alexander Zverev hat seine Teilnahme kategorisch ausgeschlossen.
Der Weltverband ITF und die Investmentgruppe Kosmos, deren Gesicht Spaniens Fußballstar Gerard Pique ist, sind daher längst auf der Suche nach einem anderen Termin. Die ATP scheint aber nicht bereit zu sein, Platz in ihrem Terminkalender freizuräumen. Auch Federer, Initiator des Laver Cups im September, dürfte nicht bereit sein, die Woche, in der das Duell zwischen Europa und dem Rest der Tenniswelt stattfindet, abzugeben.
jst/asz (sid)