Atomgespräche gehen in Verlängerung
19. Juli 2014In der Hoffnung auf eine spätere Einigung werden die Verhandlungen über das umstrittene iranische Atomprogramm verlängert - um ganze vier Monate. Darauf verständigten sich die in der sogenannten "5+1"-Gruppe vertretenen UN-Vetomächte (USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien) sowie Deutschland mit dem Iran, wie Diplomaten in Wien bestätigten.
Eigentlich endet die selbst auferlegte sechsmonatige Verhandlungsfrist am kommenden Sonntag (20.07.2014). Bis dahin seien aber die noch immer bestehenden Differenzen nicht aus der Welt zu schaffen, heißt es. Die Verhandler haben nun längstens bis 24. November Zeit, sich zu einigen.
US-Außenminister John Kerry bestätigte entsprechende Diplomatenangaben aus Wien und verkündete weitere Übergangsregelungen. Demnach geben die USA 2,8 Milliarden Dollar (knapp 2,1 Milliarden Euro) an gesperrten iranischen Geldern frei. Im Gegenzug solle der Iran einen Teil seines auf 20 Prozent angereicherten Urans in atomaren Brennstoff zur Energiegewinnung umwandeln, erläuterte Kerry.
Delegationen ziehen "Joker"
Bei den Gesprächen in Wien geht es darum, dass die Regierung in Teheran Beschränkungen ihres Atomprogramms akzeptiert. Die internationale Gemeinschaft will sicher sein, dass der Iran keine Atombombe baut. Die Islamische Republik wiederum erhofft sich ein Ende der Wirtschaftssanktionen. Die "5+1"-Gruppe hatte Ende 2013 mit dem Iran einen zunächst sechsmonatigen Verhandlungsmarathon vereinbart. Von vorneherein war allerdings eine Verlängerung der Frist als "Joker" vorgesehen.
Zentraler Knackpunkt ist das Ausmaß und die Fähigkeit des Irans zur Uran-Anreicherung. Für den Bau einer Atombombe wird Uran benötigt, das hoch angereichert wurde. Für den Betrieb von Atomkraftwerken ist hingegen nur leicht angereichertes Uran erforderlich. Außerdem ist umstritten, wie die für den Iran so wichtige Lockerung oder gar Aufhebung der Sanktionen ablaufen soll. Die US-Delegation hat mehrfach darauf hingewiesen, dass von den zahlreichen Sanktionen nur ein Teil mit dem Atomkonflikt zusammenhängt. Andere Gründe seien die Verletzung der Menschenrechte im Iran oder dessen Unterstützung des internationalen Terrorismus.
wa/SC (dpa, afp)