Armee-Offensive in Donezk
27. Mai 2014Nach dem Verstreichen eines Ultimatums an die Besetzer haben die ukrainischen Streitkräfte ihre Offensive im Großraum Donezk gestartet. Die Bodentruppen werden bei dem groß angelegten Angriff von Kampfjets und Hubschraubern mit Fallschirmjägern unterstützt, wie ein Militärsprecher mitteilte. Augenzeugen berichten von einer Explosion und heftigen Schusswechseln am Flughafen. Die Lage ist unübersichtlich.
Prorussische Separatisten hatten in der Nacht zum Montag die Schließung des Flughafens der Industriemetropole erzwungen. Dutzende Vertreter der sogenannten "Volksrepublik Donezk" seien auf dem Flughafengelände erschienen und hätten den Abzug ukrainischer Soldaten verlangt, sagte ein Flughafensprecher. Aus Sicherheitsgründen sei der Betrieb eingestellt worden.
Gefechte auch in Donezk selbst
Auch aus der Millionenstadt Donesk, die unter Führung prorussischer Kräfte steht, werden Gefechte gemeldet. Der Bürgermeister forderte die Einwohner auf, zuhause zu bleiben. Kämpfer aus Tschetschenien sollen in die Stadt eingesickert sein. Nach einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur sprachen Separatisten inoffiziell von mindestens 35 Todesopfern. Ein Lastwagen mit verletzten Kämpfern sei von regierungstreuen Truppen beschossen worden, als er vom Flughafen in ein Krankenhaus unterwegs gewesen sei, teilte Separatisten-Anführer Pawel Gubarew mit. Die Zahl der Verletzten bezifferte der selbst ernannte Gouverneur der nicht anerkannten "Volksrepublik Donezk" mit 15.
Das Internetportal donbass.ua veröffentlichte neben Gubarews Darstellung auch eine vom ukrainischen Fernsehen in Kiew ausgestrahlte Videobotschaft eines Donezker Bürgers. Dieser berichtete, das Fahrzeug sei von einem Kampfhubschrauber beschossen worden. Zuvor hätten allerdings Separatisten aus dem Lastwagen heraus, Menschen auf der Straße wahllos erschossen - angeblich, um die getöteten Zivilisten für anti-ukrainische Propaganda im russischen Staatsfernsehen zu zeigen. Unabhängige Berichte über den Vorfall gibt es nicht.
Poroschenko kündigt harte Hand gegen Separatisten an
Zuvor hatte der Sieger der Präsidentenwahl vom Sonntag in der Ukraine, der 48-jährige Milliardär Petro Poroschenko, den prorussischen Separatisten im Osten des Landes den Kampf angesagt. In seiner ersten Rede machte der designierte Staatschef deutlich: "Wir verhandeln nicht mit Terroristen." Diese wollten die Region "zu einem Somalia" machen, fügte er mit Blick auf das ostafrikanische Bürgerkriegsland hinzu. Das werde er nicht zulassen. Daher werde die "Anti-Terror-Operation" fortgeführt.
se/haz (dpa, afpe, rtre)