Aquarius-Flüchtlinge haben Dach über dem Kopf
18. Juni 2018Die Flüchtlinge vom Rettungsschiff "Aquarius" sind nach ersten Aufnahme-Maßnahmen in verschiedene Unterkünfte gebracht worden. Rund 200 von ihnen wurden vorher medizinisch behandelt, fünf verbringen die Nacht im Krankenhaus. Allen geht es den Umständen entsprechend gut, sagte der Chef des Notfalldiensts der Regionalregierung.
Freundlicher Empfang in Spanien
Nach der barschen Zurückweisung durch Italien und Malta vor einer Woche wurden die Flüchtlinge von der Aquarius nun in Spanien freundlich empfangen: Im Hafen von Valencia warteten mehr als 2.000 Menschen, darunter 470 Dolmetscher und rund 1.000 Freiwillige des Roten Kreuzes, die Decken, Kleider und Hygiene-Kits verteilten. Supermärkte und kleinere Geschäfte der Stadt spendeten Waren. 150 Gemeinden in der Region wollten Menschen aufnehmen, dazu meldeten sich mehr als 2.500 Privatpersonen. Auch waren französische Staatsbedienstete vor Ort, die Schutzbedürftige identifizieren sollen. Wie vielen Menschen Frankreich Asyl geben will, ist nicht bekannt.
Geburt auf hoher See
Es handelt sich um 630 Flüchtlinge aus 31 Ländern - das ist einer mehr als zu Beginn der Irrfahrt: Auf hoher See hat eine Frau ein Kind zur Welt gebracht. Mindestens sieben weitere Frauen sind schwanger, außerdem zählten die Behörden unter den Flüchtlingen 123 Minderjährige. Von ihnen wurden laut Regionalregierung mindestens 68 in eine Bildungseinrichtung außerhalb Valencias gebracht.
Sinnbild für Europas Flüchtlingspolitik
Damit findet die Odyssee der Aquarius nach acht Tagen ein gutes Ende: Das Schiff der Hilfsorganisation SOS Méditerranée hatte am vergangenen Wochenende vor der libyschen Küste 629 Migranten gerettet. Sie stammen mehrheitlich aus Nigeria, dem Sudan, Eritrea und Algerien. Italiens neuer Innenminister Matteo Salvini versagte den Geretteten die Aufnahme, nach einigem Hin und Her erklärte sich Spanien dazu bereit. Die Aquarius steuerte mit zwei italienischen Begleitschiffen, die einen Teil der Menschen transportierten, teils durch raue See den 1.500 Kilometer entfernten Hafen von Valencia an. Die Irrfahrt wurde zum Sinnbild für den Zustand der europäischen Flüchtlingspolitik, die im Augenblick auch die deutsche Regierung vor eine Zerreißprobe stellt und die beim EU-Gipfel Ende Juni neu gefasst werden soll.
de/haz (dpa, afp)