Apple und Facebook wildern in fremden Gärten
17. November 2014Das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook will laut einem Zeitungsbericht auch bei der internen Kommunikation in Unternehmen mitmischen. Mit "Facebook at Work" sollen sich Mitarbeiter untereinander austauschen und gemeinsam an Dokumenten arbeiten können, berichtet die "Financial Times".
Außerdem könnten sie sich mit beruflichen Kontakten vernetzen. Die Unternehmensversion solle äußerlich sehr die gewohnte Facebook-Website aussehen, aber Nutzern erlauben, berufliche und private Profile zu trennen. Der Dienst werde gerade mit Firmen getestet, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.
Angriff auf viele Rivalen
Facebook würde mit einem solchen Schritt viele Rivalen auf einmal angreifen. So wetteifern unter anderem Microsoft und Google darum, Unternehmen eine Plattform für die Arbeit mit Dokumenten zu bieten. Die Verbindung zu beruflichen Kontakten könnte ins Geschäft heutiger Karriere-Netzwerke wie LinkedIn oder Xing schneiden. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Anbietern spezialisierter Kommunikations-Lösungen für Unternehmen.
Hintergrund dieser Initiative ist vermutlich, dass Facebook, das mit Abstand größte Online-Netzwerk mit über 1,3 Milliarden Nutzern, kaum noch Zuwächse im privaten Netzwerk verzeichnet. Auch sperren einige Firmen Facebook derzeit aus, weil sie befürchten, dass Mitarbeiter zu viel Bürozeit damit verbringen würden. Außerdem müsste Facebook das Vertrauen von Unternehmen gewinnen, um ihre Dokumente speichern zu dürfen.
Große Hürde Datenschutz
Facebook schlägt nach wie vor viel Misstrauen entgegen, wenn es um Datenschutz und Privatsphäre geht. Zugleich bemüht sich die US-Firma derzeit sehr, den anfänglichen schlechten Ruf bei diesen Fragen loszuwerden. Außerdem führte Facebook insbesondere nach den Enthüllungen über die NSA-Überwachung eine flächendeckende Verschlüsselung ein. Bisher wurden auch keine erfolgreichen Hacker-Angriffe bekannt.
Bei Facebook selbst nutzen die Mitarbeiter die eigene Website bereits seit langem auch im Büroalltag. Es sei auch schon seit einiger Zeit darüber diskutiert worden, dies als Produkt für andere Unternehmen anzubieten, schrieb die "Financial Times". Zumindest anfangs solle die Plattform kostenlos angeboten werden. Facebook finanziert sich durch Werbung. Und je mehr Zeit Nutzer in dem Online-Netzwerk verbringen, desto mehr Anzeigen können ihnen eingeblendet werden.
Auch Apple wirbt um Geschäftskunden
Nachlassende Wachstumsraten im privaten Consumer-Bereich lassen auch Apple über neue Geschäftsfelder nachdenken. So buhlt Apple nach Angaben von Insidern so aggressiv wie nie zuvor um Geschäftskunden und könnte dabei schon bald SAP, Oracle und anderen Platzhirschen in die Quere kommen. Der Unterhaltungsgigant habe bereits eine spezialisierte Vertriebsmannschaft angeheuert, um potenziellen Kunden wie die Citigroup zu umwerben, berichteten kürzlich Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Apple arbeite zu diesem Zweck auch bereits mit rund einem Dutzend Firmen zusammen, die sich auf die Entwicklung von Software konzentrieren.
Der iPhone-Hersteller hatte sich bereits im Juli mit IBM verbündet, um seine Schlagkraft im Firmenkunden-Geschäft zu erhöhen. IBM soll iPhones und iPads mit maßgeschneiderten Apps für Beschäftigte bestimmter Branchen bestücken. Seit Bekanntgabe der Allianz hat sich Apple jedoch über sein weiteres Vorgehen weitgehend in Schweigen gehüllt. Apple will mit der Expansion in das Firmenkunden-Geschäft die Verlangsamung des Wachstums in seinem klassischen Privatkunden-Geschäft wettmachen - die iPad-Verkäufe etwa gehen seit längerem kontinuierlich zurück.
Apple arbeitet bereits mit einer Reihe von Start-Ups wie ServiceMax und PlanGrid eng zusammen, die auf Firmenkunden-Apps spezialisiert sind. Den Insidern zufolge führt der Konzern zudem bereits Gespräche mit anderen Entwicklern für mobile Anwendungen. PlanGrid ist eine App für das Bauwesen und ServiceMax auf Servicetechniker spezialisiert und zählt etwa Procter&Gamble und Dupont zu seinen Kunden. Ein neuer Kunde von ServiceMax bestellt nach Angaben der Firma üblicherweise Tausende von iPhones und iPads.
Wen/UH (dpa/rtr)