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Protest nach Anschlag in Ankara

10. Oktober 2015

Der verheerende Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara hat weltweit Abscheu und Entsetzen ausgelöst. In Istanbul und anderen Städten des Landes kam es spontan zu Protestkundgebungen - und auch in Deutschland.

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Demonstranten mit Plakaten in Istanbul (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/O. Orsal

Hunderte Menschen versammelten sich in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main und Stuttgart, um ihre Solidarität mit den Kurden in der Türkei zum Ausdruck zu bringen. In Frankfurt sollte ursprünglich für die Freilassung des inhaftierten Führers der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK), Abdullah Öcalan, demonstriert werden. Nach dem blutigen Anschlag in Ankara richtete sich der Protest aber auch "gegen den Terror des türkischen Staates gegenüber den Friedensaktivisten in der Türkei und Kurdistan", wie der Veranstalter mitteilte. Auch in Mannheim, Freiburg, Karlsruhe, Ulm und Pforzheim wurde demonstriert.

Noch niemand hat sich zu der Bluttat bekannt

Bei dem Doppelanschlag auf eine regierungskritische Friedensdemonstration in der türkischen Hauptstadt Ankara sind nach jüngsten Angaben der pro-kurdischen Partei HDP 97 Menschen getötet worden. Bislang war von 86 Toten und 186 Verletzten die Rede gewesen. Am Samstagvormittag war es bei einer pro-kurdischen Demonstration zu zwei nahezu zeitgleichen Explosionen gekommen. Bekannt hat sich dazu bislang niemand.

Ermittler in weißen Schutzanzügen Tatort (Foto: Getty)
Laut Regierung gibt es Hinweise auf einen SelbstmordanschlagBild: Getty Images/G. Tan

Die HDP warf der türkischen Regierung vor, drei Wochen vor der geplanten Neuwahl des Parlaments ihre Finger im Spiel zu haben. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, es gebe "sehr starke Hinweise darauf, dass dieser Anschlag von zwei Selbstmordattentätern" verübt wurde. Zudem kündigte er eine dreitägige Staatstrauer an.

Die Gewalt zwischen der PKK und der Regierung eskaliert seit Juli. In Istanbul kamen am Abend Tausende Menschen zusammen, um gegen die Regierung zu demonstrieren. In Sprechchören wurde die PKK zu Vergeltungsaktionen aufgerufen.

Washington verurteilt "entsetzlichen" Anschlag

In ersten Reaktionen aus dem Ausland wurde der Anschlag auch als Angriff auf Demokratie und Meinungsfreiheit in der Türkei verurteilt: Sollte sich bestätigen, dass es sich wie vermutet um die Taten von Terroristen handele, "dann handelt es sich um besonders feige Akte, die unmittelbar gegen Bürgerrechte, Demokratie und Frieden gerichtet sind", schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel an Regierungschef Davutoglu. Bundespräsident Joachim Gauck sprach von einem "Anschlag auf die Menschlichkeit, die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt".

USA: entsetzlicher Terrorakt

Die US-Regierung verurteilte die Bluttat als "entsetzlichen" Terrorakt. Dass der Anschlag vor einer geplanten Friedensdemonstration verübt wurde, zeige, wie skrupellos die Urheber seien, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte: "Alle Bündnispartner stehen Seite an Seite im Kampf gegen die Geißel des Terrorismus." Auch der russische Präsident Wladimir Putin sprach seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan sein Beileid aus. Die Türkei hatte Russland wegen der Luftangriffe in Syrien scharf kritisiert.

uh/pg (dpa,afp,rtr)