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Stichwort: Ansar Dine

Philipp Sandner18. Dezember 2014

Im März 2012 eroberten Tuareg-Rebellen große Teile Nordmalis. Mit dabei: die islamistische Ansar-Dine-Miliz. Sie will in Mali eine radikale Version des Islam durchsetzen, die vielen Einheimischen fremd ist.

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Ansar Dine Kämpfer in Mali Foto: ROMARIC OLLO HIEN/AFP/GettyImages
Bild: Romaric Ollo Hien/AFP/GettyImages

Die Ursprünge: Kampf der Tuareg

Seit Jahrzehnten flackert in Mali der Konflikt zwischen der Zentralregierung und den nomadisch lebenden Tuareg in den Wüstengebieten im Norden immer wieder auf. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen steht der Wunsch der Tuareg nach mehr Autonomie. Die Miliz Ansar Dine gründete sich 2012 um den charismatischen Iyad Ag-Ghaly, einen angesehenen Tuareg von der Volksgruppe der Ifoghas. Ghaly war schon in den 1990ern Kommandeur einer Rebellengruppe und trat auch als Vermittler auf, wenn Malis Regierung mit "Al-Kaida im islamischem Maghreb" (AQMI) über die Freilassung von Geiseln verhandelte. Von anderen Tuareg-Milizen unterscheidet sich Ansar Dine durch ihre religiöse Ausrichtung: Ihre Mitglieder bekennen sich zur konservativ-muslimischen Strömung des Salafismus.

Aufstieg: Rückendeckung vom Golf

Ghaly hatte bereits enge Verbindungen zur Nationalen Bewegung zur Befreiung des Azawad (MNLA) - einer säkular orientierten Rebellengruppe - und versuchte manchen Quellen zufolge ohne Erfolg, dort die Führung zu übernehmen. Manche vermuten zudem, dass Ghaly daraufhin Ansar Dine mit Billigung des algerischen Sicherheitsapparats gründete, der einen Ansprechpartner unter den malischen Rebellen haben wollte. Diese Gerüchte sind allerdings nicht erwiesen. Wenig umstritten ist hingegen, dass die Miliz Unterstützung aus Saudi-Arabien und Qatar bekommt - Länder, in denen Ghaly sich selbst länger aufhielt.

Als im März 2012 Tuareg-Rebellen Nordmali eroberten, war Ansar Dine an der Seite der MNLA mit dabei. Doch während die MNLA auf die direkte Kontrolle des Gebiets aus war und in Verhandlungen immer wieder eine Autonomie Nordmalis forderte, ging es Ansar Dine, den "Verteidigern des Glaubens", stets darum, islamisches Recht durchzusetzen. Schon bald kam es zum Streit, den die Islamisten gewannen. Anfang Juli zerstörte Ansar Dine sieben Mausoleen in Timbuktu, die Teil des UN-Weltkulturerbes waren. Im Januar kontrollierte die Miliz große Gebiete, darunter die wichtigen Städte Kidal und Timbuktu.

Iyad Ag Ghaly Foto: ROMARIC OLLO HIEN/AFP/GettyImages
Die Bewegung stützt sich auf ihren charismatischen Anführer Iyad Ag-GhalyBild: AFP/Getty Images

Wechselnde Allianzen und Gegner

Von anderen islamistischen Gruppen der Region wie AQMI oder MUJAO, der Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika, unterscheidet sich Ansar Dine durch seine lokale Verwurzelung. Sie hat ihr Gefolge vor allem bei Ghalys Ifoghas-Tuareg und nordmalischen Bérabich-Arabern. Doch mit ihrer harten Scharia-Auslegung machte sich die Gruppe unter den - eher moderaten - Muslimen Nordmalis auch viele Feinde.

Die wechselnden Allianzen zwischen den verschiedenen Gruppen machen es schwer, die Zahl ihrer Anhänger zu schätzen. Doch im Gegensatz zu der MNLA-Miliz, die noch immer Teile Nordmalis kontrolliert, hat die Gruppe zuletzt an Bedeutung verloren. Sie zersplitterte und verlor Teile ihrer Anhängerschaft an den Hohen Rat für die Einheit des Azawad (HCUA) und andere neuere Milizen. Verfügte Ansar Dine zu Hochzeiten über mehrere Tausend Mitglieder, schätzen Experten ihre Mitgliederzahlen jetzt auf wenige Hundert. Die zentrale Figur, Iyad Ag-Ghaly, hat sich aber unabhängig von seiner Miliz einen gewissen Einfluss bewahrt.