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2019 zurück im Kampfmodus?

Marko Langer
26. Dezember 2018

Sie ist Wimbledon-Siegerin und laut Rangliste zweitbeste Spielerin der Welt. Mit neuem Trainer und Elan startet Angelique Kerber bald in Australien ins Jahr 2019. Eigentlich fehlt nur noch der Sieg bei den French Open.

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Britain Wimbledon Tennis
Bild: picture-alliance/AP Photo/K. Wigglesworth

Neulich wurde sie wieder einmal nach Steffi Graf gefragt. Warum damals die Euphorie über eine Wimbledon-Siegerin eine ganz andere gewesen sei als heute über sie und ihren männlichen Kollegen Alexander Zverev? "Becker und Graf, ich glaube, das war eine Zeit für sich", antwortete Angelique Kerber und gab dem fragenden Reporter in seiner Skepsis noch einen mit: "Ich denke schon, dass wir die Herzen der Leute erreichen", sagte "Angie" und lächelte dabei.

März 2016: Angelique Kerber zu Besuch bei Steffi Graf und Andre Agassi 

Sie findet diese Vergleiche unangebracht. Aber vielleicht ist die Weltranglisten-Zweite und Wimbledon-Siegerin Angelique Kerber "der Gräfin" schon ähnlicher, als viele denken. Die Perfektion auf dem Platz, die Abgeklärtheit, mit der Kerber diese ganzen Reporter-Fragen und Blitzlicht-Gewitter bei Celebrity-Veranstaltungen hinter sich bringt, und auch die Art und Weise, wie sie gemeinsam mit ihrem Manager Aljoscha Thron ihr Bild in der Öffentlichkeit kontrolliert: das alles zeugt schon von einer ausgesprochenen Professionalität.

Ein Blick 14 Jahre zurück

Wer zum Beispiel Fotos der jungen Spielerin Angelique Kerber sucht, wird kaum fündig. Es gibt einige wenige Aufnahmen, die Angie zum Beispiel im Tennis-Zentrum der Familie in Polen zeigen, in Puszczykowo. Erinnerungen an die junge Angie? Es ist 14 Jahre her, dass zum Beispiel Barbara Rittner das Talent Angelique Kerber kennenlernte: "Ich hatte Ende 2004 Sichtungslehrgänge in Hannover angesetzt. Angie war später angereist, weil sie noch ein Turnier gewonnen hatte. Ich selbst hatte ja gerade erst mit dem Profi-Tennis aufgehört. Wir haben uns eingeschlagen, Angie hat eine halbe Stunde lang keinen einzigen Fehler gemacht und nur gegrinst." Da ahnte die damals frischgebackene Fed-Cup-Chefin, die heute als Head of Womens Tennis beim Deutschen Tennis-Bund arbeitet, dass hier eine besondere Spielerin heranwachsen sollte.

Tennis, Angelique Kerber
Angelique Kerber in der Tennishalle in Puszczykowo: eine Aufnahme aus dem Jahr 2010 Bild: picture-alliance

Nachdem sie das Wimbledon-Finale im vergangenen Jahr gewonnen hatte, beschrieb Kerber vor den Journalisten im Presseraum des All England Lawn and Tennis & Croquet Club nochmal, dass sie 2011 fast mit dem Tennis aufhören wollte, weil sie viel verlor und nicht mehr an den großen Durchbruch glaubte. Ein wenig ist es so in jedem Wettbewerb, zu dem die 30-Jährige fährt. "Die Angie ist ein Typ, der sich ins Turnier hineinfinden muss", sagt Barbara Rittner im Gespräch mit der DW. "Sie muss - wenn der Arm noch nicht so läuft - erst ankommen im Turnier und in diesem Kampfmodus, der sie besonders stark macht. Da hilft auch manchmal so ein Schreckmoment, sie holt sich dann über die gewonnenen Matches und darüber, dass sie sich gut steigern kann, ihr Selbstvertrauen, das sie braucht."

Die Kräfte gut einteilen

So gewann sie Wimbledon 2018, sie gewann 2016 die Australian Open und die US Open, sie überstand das recht erfolglose "Seuchenjahr" 2017 - und sie hat noch eine Menge vor. Serena Williams, ihre wichtigste Gegnerin in der Vergangenheit, ist inzwischen 37 Jahre alt. Wenn Kerber sich ihre Kräfte gut einteilt und von schweren Verletzungen verschont bleibt, könnten noch einige Grand-Slam-Titel dazukommen.

Tennis Wimbledon 2018 Frauen Finale Williams - Kerber
Der Moment ihres größten Erfolges: fassungslose Freude nach dem gewonnenen Matchball in WimbledonBild: Reuters/T. Melville

Aber die Konkurrenz wird härter. Die 27-jährige Simona Halep ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. DTB-Trainerin Rittner erwartet auch von der erst 20 Jahre alten Weißrussin Aryna Sabalenka, dass sie 2019 auf sich aufmerksam machen wird. Schon im Januar, in Perth und Melbourne, beim Mixed-Turnier Hopman-Cup und danach bei den Australian Open, wird sich zeigen, was für ein Jahr es für Angelique Kerber werden kann. Im Frühjahr kommt dann die weniger geliebte Saison auf Asche. Und damit kommen die French Open, mit denen Kerber bislang nicht Freundschaft schließen konnte: "Ist ja klar, wenn Du die anderen drei Titel geholt hast, dass dann Paris eine besondere Herausforderung ist", sagte Barbara Rittner. "Sand ist nicht ihr beliebtester Belag, das stimmt, er wird halt sehr langsam, wenn es nass wird. Aber man weiß ja nie. Es muss vieles zusammenkommen, lass' es mal schönes Wetter sein in Paris, auch in der Woche vor dem Turnier, dann ist da durchaus etwas zu machen." Doch die Trainerin glaubt eher daran, dass Kerber ihren Titel in Wimbledon verteidigen kann.

Das aggressive Spiel

Tennis Fed Cup Viertelfinale: Deutschland - Australien
Kerber und DTB-Trainerin Barbara Rittner, hier im Jahr 2015 beim Fed CupBild: picture-alliance/dpa/B. Weißbrod

Versuchen wird sie dies mit ihrem neuen Trainer Rainer Schüttler. "Ich weiß schon, wie man das Spiel spielt", sagt Angelique Kerber selbst zur Trainerfrage. Was könnte stattdessen passieren? Barbara Rittner glaubt, Schüttler werde dafür sorgen, dass Kerber auch wieder Lust habe, sich im Training zu quälen. Und vielleicht an einer einstigen Schwäche zu arbeiten: "Der Aufschlag wird nie eine große Stärke von ihr sein", sagt Rittner. "Aber im Training schlägt sie härter und konstanter auf als im Match, da könnte sie sich vielleicht noch mehr trauen. Generell geht es um dieses offensive Spiel, sie kann unglaublich gut vollieren - dieses aggressivere, mutigere Spiel: Da werden die beiden sicher noch dran arbeiten." Vielleicht kann Angelique Kerber so der großen Stefanie Graf noch ein bisschen ähnlicher werden. Schließlich hat die siebenmal in Wimbledon gewonnen.