Amnesty: Massaker an Hindus in Myanmar
23. Mai 2018Amnesty International wirft militanten Rohingya in Myanmar Massaker an Hindus mit vielen Todesopfern vor. Die Rohingya-Miliz Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) habe im August 2017 etwa 100 Frauen, Männer und Kinder ermordet, heißt es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation. Sie stützt sich auf Dutzende Interviews sowohl mit Augenzeugen und Angehörigen in Myanmars westlichem Rakhine-Staat als auch mit Flüchtlingen in Bangladesch sowie auf forensische Beweise.
Die Untersuchung werfe ein "dringend benötigtes Licht auf die größtenteils wenig erwähnten Menschenrechtsverletzungen durch die ARSA", erklärte die Amnesty-Mitarbeiterin Tirana Hassan. Dass für die Gräueltaten der ARSA Rechenschaft abgelegt werde, sei ebenso wichtig wie bei den Verbrechen der Armee. Amnesty forderte erneut von der Führung Myanmars Zugang zur betroffenen Region.
Demnach wurden die Gewalttaten nahezu zeitgleich zu den Angriffen der ARSA auf etwa 30 Grenzposten von Polizei und Armee am 25. August verübt. Den Schilderungen zufolge drangen im Bundesstaat Rakhine mit Gewehren und Schwertern bewaffnete, schwarzgekleidete Männer in das Dorf Ah Nauk Kha Maung Seik, das von der Hindu-Minderheit bewohnt wird. Dort seien den Menschen die Augen verbunden worden, dann seien sie weggebracht und viele getötet worden, berichteten Überlebende. Unter den 53 Toten waren demnach 20 Männer, zehn Frauen und 23 Kinder, mehr als die Hälfte jünger als acht Jahre. Anschließend seien die Ermordeten in Massengräbern verscharrt worden. Im benachbarten Hindu-Dorf Ye Bauk Kyar sollen 46 Bewohner getötet worden sein. Doch deren Leichen seien nicht aufzufinden.
Die Armee von Myanmar hatte bereits im vergangenen Herbst über Massentötungen von Hindus im Norden von Rakhine berichtet und Reporter in die Region gebracht, um die Exhumierung von Leichen aus einem Massengrab zu bezeugen. Die ARSA hatte damals jede Verantwortung zurückgewiesen.
Brutale "Räumungsaktion"
Nach den Angriffen der ARSA-Miliz auf Polizei- und Armeeposten startete das Militär Myanmars eine brutale Offensive gegen die gesamte Rohingya-Volksgruppe. Seit Ende August flohen über 700.000 Angehörige der muslimischen Volksgruppe nach Bangladesch. Die Vereinten Nationen und Menschenrechtler werfen dem Militär im buddhistisch dominierten Myanmar ethnische Säuberungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Zunehmend ist auch von Völkermord die Rede.
Flüchtlinge berichten von Ermordungen und Vergewaltigungen durch das Militär. Der Amnesty-Bericht spricht von einer "gesetzeswidrigen und völlig unverhältnismäßigen Kampagne der Gewalt, gekennzeichnet durch Töten, Vergewaltigung und andere sexuelle Gewalt, Folter, das Abbrennen von Dörfern, einer Taktik von erzwungenem Hungertod und andere Menschenrechtsverletzungen und völkerrechtliche Verbrechen".
kle/sam (epd, afp, dpa, ape)