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Amnesty: Oppositionelle in Burundi gefoltert

24. August 2015

Die Zeugenaussagen sind entsetzlich: Detailliert beschreiben Regierungskritiker, wie sie vom burundischen Geheimdienst gequält worden seien. Gegen die Täter werde bisher nicht ermittelt, sagt Amnesty International.

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Zwei mit Handschellen aneinandergefesselte Hände (Symbolbild: AP Photo/Jerome Delay)
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Delay

Burundis Sicherheitskräfte haben laut Menschenrechtlern Oppositionelle gefoltert. Demonstranten, die gegen die Wiederwahl von Präsident Pierre Nkurunziza protestiert hatten, seien unter anderem mit Eisenstangen geschlagen und mit Säure verätzt worden, heißt es in einem Bericht von Amnesty International. Damit hätten Geheimdienst und Polizei Informationen erzwingen und den Widerstand auf der Straße brechen wollen.

"Die uns vorliegenden Zeugenaussagen sind erschreckend und verstörend", sagte die Regionaldirektorin der Organisation in Ostafrika, Sarah Jackson. Sie forderte einen umgehenden Stopp aller Misshandlungen und die strafrechtliche Verfolgung mutmaßlicher Verantwortlicher. Nach Angaben der UN-Menschenrechtskommission wurden in den vergangenen Monaten mindestens 60 Menschen gefoltert und weitaus mehr misshandelt.

Brutale Sicherheitspolizei

Im Fokus der Vorwürfe stehen die burundische Polizei ebenso wie der als besonders brutal geltende Geheimdienst. Ein Mann berichtete Amnesty, wie er zunächst mit Eisenstangen geschlagen wurde, bevor ein Fünf-Liter-Behälter voller Sand an seinen Hoden befestigt worden sei. Nach einer Stunde sei er in Ohnmacht gefallen. Als er wieder zu sich kam, sei er gezwungen worden, sich in ein Säurebad zu setzen.

Ein anderer Oppositionsanhänger erklärte, er habe falsche Geständnisse unterschrieben, nachdem er tagelang in mehreren Folterzellen im Hauptquartier des Geheimdienstes misshandelt worden sei. Die Verhörenden hätten gedroht, ihn umzubringen, wenn er nichts sage. Die burundische Regierung äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Nach Informationen von Amnesty wurden bislang keine Verfahren gegen mutmaßliche Täter eingeleitet.

In der Bar erschossen

Am Samstag war nach Angaben von Augenzeugen ein Mitglied der Oppositionspartei FNL nahe der Hauptstadt Bujumbura bei einem Anschlag getötet worden. Er sei in einer Bar in Isale erschossen worden, hieß es. Drei weitere Personen wurden demnach verletzt. Seit dem umstrittenen Wahlsieg von Präsident Nkurunziza vor einigen Wochen kommt es immer wieder zu politisch motivierter Gewalt in dem Land.

Bei Unruhen vor und nach den Wahlen wurden laut UN knapp 100 Menschen getötet, die meisten von ihnen Oppositionelle. Etwa 175.000 flohen. Auslöser war die Ankündigung Nkurunzizas im April, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren, was gegen die Verfassung verstößt. Die Wahl wurde international scharf kritisiert.

jj/uh (dpa, afp, epd)