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US-Kunst im Museum Frieder Burda

Courtney Tenz ka
8. Dezember 2017

Ursprünglich wollte das Museum Frieder Burda seine eigene Sammlung US-amerikanischer Expressionisten präsentieren. Doch dann holte sie die Gegenwart und Donald Trump ein - und eine Planänderung wurde nötig.

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William N. Copley, Imaginary Flag for U.S.A., Flagge der USA, mit dem dem Wort THINK statt der Sterne. Aus der Ausstellung "America! America! How Real is Real?"
Bild: VG Bild-Kunst

Die USA haben einen besonderen Stellenwert in unserem kulturellen Bewusstsein: Abstrakte Konzepte wie der "American dream" und der "American way of life" sind Unterrichtsstoff in Klassenzimmern auf der ganzen Welt.

Die wahre Bedeutung dieser Konzepte aufzudecken und zu erforschen, ist das erklärte Ziel der Ausstellung im Museum Frieder Burda. "America! America! How Real is Real?" zeigt rund 70 Werke von US-amerikanischen Künstlern der Gegenwart, darunter Roy Lichtenstein, Cindy Sherman, Eric Fischl und William N. Copley (Artikelbild: "Imaginary Flag for U.S.A.", 1972). 

Trump verändert alles

Ursprünglich war eine Ausstellung geplant, die der eigenen umfangreichen Sammlung US-amerikanischer Meisterwerke eine Bühne bieten sollte. "Dann wurde uns bald klar, dass unter den gegebenen Umständen einer veränderten, auch irritierenden politischen Haltung und Ausdrucksweise des damals noch neuen US-Präsidenten (Donald Trump) eine Frage nach dem, was wir bis dahin mit Nordamerika verbunden hatten, über den abstrakten Expressionismus der eigenen Sammlung hinausgehen musste," erzählt Kurator Helmut Friedel. Also wurde die Auswahl mit Leihgaben ergänzt. Die Werke von Künstlern der Gegenwart wie Jeff Koons, Cindy Sherman und Eric Fischl erweitern den Diskurs nun um eine aktuelle Komponente. Dabei geht es um das Auseinanderdriften von Realität und dem, was in den Medien als solche verkauft wird in Zeiten einer Regierung, deren Auffassung von "echt" und "fake" viele Menschen verunsichert zurücklässt.

Jeff Koons, weiß geschminkt und weiß gekleidet, mit Blumenbukett auf dem Kopf
Auch Jeff Koons, hier mit floralem Dekor, ist in der Ausstellung vertretenBild: M. Schoeller

Die Schau beginnt mit Andy Warhols Siebdrucken von Verbrecherfotos, Autounfällen und dem elektrischen Stuhl und  stellt diese alptraumhaften Bilder dem Mythos des "American way of life" gegenüber, der von Hollywood und den Medien oft glorifiziert wird. Die Fragen rund um den Kapitalismus und das Konsumverhalten, die die Pop-Art-Bewegung aufgeworfen hat, sind auch heute noch zentrale Themen der Gegenwartskunst. Die Ausstellung zeigt: Einfache Antworten darauf gibt es nicht. Sie regt an zur Auseinandersetzung mit der Rolle der USA und ihrem visuellen Gedächtnis.

Auseinandersetzung mit der eigenen Realität erwünscht

Robert Longo thematisiert den Impuls, Ereignisse mit Nachrichtenwert rund um die Uhr zu dokumentieren: in einem Triptychon, das ein Schwarzweiß-Bild der ins World Trade Center rasenden Flugzeuge abbildet. Ein Selbstporträt von Cindy Sherman als Marilyn Monroe führt Andy Warhols Idee fort, den Starkult und seine Auswirkungen auf das moderne Leben unter die Lupe zu nehmen.

"Es ist uns ein großes Anliegen, mit dieser Ausstellung einen Gedankenaustausch zu den aktuellen Themen 'Umgang mit der Wahrheit' und 'Respekt vor der Wahrheit' im individuellen, aber auch im globalen Kontext anzuregen", erklärt Museumsdirektor Henning Schaper.

"America! America! How real is real?" ist die jüngste in einer Reihe von Ausstellungen in Deutschland, die sich derzeit mit den Vereinigten Staaten undihren Künstlernbeschäftigen. Sie ist noch bis zum 21. Mai im Museum Frieder Burda in Baden-Baden zu sehen.