Amazon zahlt Steuern in Deutschland
25. Mai 2015"Seit dem 1. Mai verbucht Amazon seine deutschen Verkäufe nicht mehr wie bisher in Luxemburg, sondern in Deutschland", sagte ein Sprecher der "Süddeutschen Zeitung". Mit der wachsenden Kritik an der Konzernpraxis habe dies aber nichts zu tun: "Wir überprüfen regelmäßig unsere Firmenstrukturen, um sicherzustellen, dass wir unsere Kunden bestmöglich bedienen können", so der Amazon-Sprecher.
Viel Umsatz, wenig Gewinn
Offen bleibt indes, ob und wie kräftig es beim deutschen Fiskus in der Kasse klingelt: Amazon investiert traditionell massiv in den Ausbau des Geschäfts und fährt deshalb bestenfalls schmale Gewinne ein. Weltweit machte Amazon bei einem Umsatzplus von 20 Prozent auf 89 Milliarden Dollar einen Verlust von 241 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor machter der Konzern zwar gewinn, gemessem am Umsatz fiel der mit 274 Millionen Dollar aber eher bescheiden aus. Für Deutschland veröffentlichte Amazon nur Zahlen zur Entwicklung der Einnahmen im Jahresverlauf. Die Erlöse wuchsen demnach um gut 13 Prozent auf 11,92 Milliarden Dollar.
Auch im ersten Quartal 2015 arbeitete Amazon wieder mit Verlust. Unter dem Strich stand ein Minus von 57 Millionen Dollar nach einem Gewinn von 108 Millionen Dollar vor einem Jahr.
Luxemburg im Visier
Die Ausnutzung von Steuervorteilen bei multinationalen Konzernen ist der EU-Kommission seit längerem ein Dorn im Auge. Die untersucht jetzt, ob Steuer-Vereinbarungen großer Unternehmen mit einzelnen EU-Ländern den Wettbewerb verzerren. Konkret im Visier hat sie die Übereinkünfte des iPhone-Herstellers Apple mit Irland, der Kaffeehauskette Starbucks mit den Niederlanden sowie Amazons und einer Sparte des italienischen Autoherstellers Fiat mit Luxemburg. Wegen günstiger Steuer-Deals zahlen Großkonzerne auf ihre in der Europäischen Union erzielten Gewinne oft nur minimale Abgaben.
Im Zentrum der Untersuchung stehen die Steuermodelle in Luxemburg. Konzerne haben dort zum Teil Steuersätze von weniger als einem Prozent auf die nach Luxemburg verlagerten Gewinne erhalten. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker steht dabei unter Druck, weil er dort 18 Jahre lang Regierungschef war. Als Präsident der EU-Kommission hat er nun Steuersparmodellen den Kampf angesagt. Auch auf der Ebene der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) und der Industriestaaten-Organisation OECD wird daran gearbeitet, Steuerschlupflöcher zu stopfen.
dk/nm (dpa/rtr/afp)