Der deutsche Disney-Zeichner
27. Dezember 2009So lange Andreas Deja denken kann, wollte er für den Disney-Konzern arbeiten. Nachdem er das "Dschungelbuch" gesehen hatte, war ihm sofort klar: "Das willst du auch machen!" Wenn Andreas Deja von dieser Initialzündung erzählt, blitzt es bübisch auf in seinen Augen, obwohl er diese Geschichte schon so oft erzählen musste. Dann hört man auch den norddeutschen Dialekt und nimmt positiv zur Kenntnis, dass Andreas Deja nicht mit jedem zweiten Satz versucht, amerikanische Vokabeln einzubauen.
Als er nach dem Kinobesuch überall nur noch erzählte, er wolle nun Mickey-Maus-Zeichner in Amerika werden, hielten ihn fast alle für einen Spinner. Nur sein Englischlehrer nahm ihn ernst und verfasste gemeinsam mit Deja einen Brief mit der Frage: "Wie kann ich mich in Deutschland auf das Trickfilmmetier vorbereiten?" Drei Wochen später kam die Antwort. Den Brief hat Deja noch heute. Und das stand drin: "Schick uns bitte keine Kopien von Mickey oder Donald Duck, das können wir dir später beibringen. Du musst erst mal Künstler werden, in den Zoo gehen, Tiere zeichnen, Bewegungen studieren."
Der Traum erfüllt sich
Andreas Deja befolgte den Tipp, fing an zu zeichnen, ging nach dem Abitur nach Essen an die Folkwang Schule und studierte Grafik. Dann hörte er von einem Ausbildungsprogramm bei Disney mit Eric Larsen, einem der ganz alten Disney-Zeichner. Deja schrieb einen weiteren Brief, schickte seine Mappe ein und erhielt auf Dschungelbuch-Briefpapier die Antwort: "Mach die Schule zu Ende und komm her!" Und dann ging alles ziemlich schnell. Schon als junger Mann durfte Deja Figuren zeichnen – er musste sich nicht, wie eigentlich üblich, jahrelang als Assistent bei einem Zeichner hocharbeiten.
Der Meister des Bösen
Deja hat seitdem oft in Zeichentrickfilmen wie "König der Löwen" die Bösen gezeichnet. Das brachte ihm bei Disney selbst den Spitznamen "Villain Master" ein. Bald war er auf seine Funktion festgelegt: Beim Film "Hercules" bot man ihm an, den Hades zu gestalten. "Ich muss mal was anderes machen, sonst wiederhole ich mich im Ausdruck, in der Animation", meinte Deja dann jedoch. Im "Glöckner von Notre Dame" wollte er dann lieber die Esmeralda zeichnen. Aber die Figur war vergeben. Es war das einzige Mal, dass Andreas Deja eine Figur nicht bekam.
Rückkehr zur klassischen Animation
Fast wäre die Bilderbuchkarriere von Andreas Deja zum Erliegen gekommen, weil die Disney-Bosse im Jahr 2004 beschlossen, keine klassischen Zeichentrickfilme mehr zu produzieren, sondern nur noch 3-D Animation wie in den Pixar-Filmen "Toy Story" oder "Findet Nemo". Und ausgerechnet der Chef von Pixar, John Lasseter, wurde der neue starke Mann bei Disney. Aber es kam ganz anders als viele dachten: Schon in der ersten Woche verkündete Lasseter die Rückkehr zur klassischen Animation. "Küss' den Frosch" wurde so der erste Disney-Zeichentrickfilm nach 5 Jahren. Deja konnte als Zeichner bei Disney bleiben.
Wie eine Figur entsteht
"Jeder leitende Trickzeichner ist für eine Figur verantwortlich", erklärt Andreas Deja. "Bei mir war es in 'Küss' den Frosch' 'Mama Odie' und ihre Schlange 'Joojoo'. Ich entwickele die Figur erst einmal grafisch. Bei der 'Mama Odie' konnte ich fast alle Zeichnungen selber machen, weil sie keine Riesenrolle im Film hat." Über anderthalb Jahre hat Deja dann an "Küss' den Frosch" gearbeitet.
Als nächstes Tigger
Für 2010 hat sich Andreas Deja für ein neues "Winnie Poo"-Projekt wieder eine schöne Figur ausgesucht. Er wird den Tiger "Tigger" zeichnen. Seine Arbeitsweise hat sich kaum verändert, trotz des Computers. Zunächst zeichnet er selbst, dann wird die Figur eingescannt, geschaut, ob die Bewegungen stimmen. Nur die Farbe, die kommt dann vom PC. Das macht Deja dann nicht mehr mit der Hand.
Autor: Jörg Taszman
Redaktion: Sabine Oelze