Alle Toten im Lkw in Essex waren Vietnamesen
7. November 2019Die Familien der Verstorbenen seien in Kenntnis gesetzt worden, hieß es in einer Mitteilung der Polizei in der Grafschaft Essex. "Das ist ein wichtiger Schritt in den Ermittlungen und ermöglicht uns, mit unseren vietnamesischen Polizeikollegen zusammenzuarbeiten, um die Familien dieser Opfer zu unterstützen", sagte der leitende Polizeibeamte, Tim Smith.
Die britischen Behörden hatten Ende Oktober Unterlagen nach Vietnam geschickt, die bei der Identifizierung der Opfer helfen sollen. Zudem wurden DNA-Proben von mutmaßlichen Verwandten der Opfer in Vietnam genommen. Am 3. November erklärte die Regierung in Hanoi, sie verurteile Fälle von Menschenhandel als "schweres Verbrechen". Der Vorfall in England sei eine "menschliche Tragödie" und müsse Konsequenzen haben.
Die 39 Personen waren am 23. Oktober leblos in einem Kühllaster in einem Industriegebiet in der Grafschaft Essex nahe London gefunden worden. Vermutlich sollten sie im Laderaum des Lasters versteckt ins Land gebracht werden. Die Polizei hatte nach der Entdeckung der Leichen zunächst angenommen, dass die Toten aus China stammten.
Mehrere Festnahmen, eine Anklage
Im Zusammenhang mit dem Fall wurden inzwischen mehrere Menschen in Vietnam, Großbritannien und Irland festgenommen. Der Fahrer des Wagens, ein 25-jähriger Nordire, wurde bereits wegen Totschlags in 39 Fällen, Beteiligung an Menschenhandel, Beihilfe zur illegalen Einwanderung sowie Geldwäsche angeklagt. Die Zugmaschine des Lastwagens, in dem die Leichen gefunden wurden, war aus Irland gekommen. Der Auflieger wurde per Schiff über den belgischen Hafen Zeebrugge in den englischen Hafen Purfleet gebracht.
Der Fall weckt Erinnerungen an eine Tragödie aus dem Jahr 2000: Damals waren im südenglischen Hafen von Dover in einem Lastwagen die Leichen von 58 chinesischen Einwanderern gefunden worden. Beide Tragödien sorgten europaweit für Aufsehen.
kle/uh (dpa, rtre, afp)