Aufatmen in Südkorea
30. August 2007Das sechswöchige Drama um die in Afghanistan verschleppten südkoreanischen Missionare hat am Donnerstag (30.8.07) ein Ende gefunden. Die radikalislamischen Taliban ließen die letzten sieben Geiseln frei. "Alle sind freigelassen worden, und dieses Drama ist vorbei", sagte der Gouverneur der südostafghanischen Provinz Ghasni, Mehrajuddin Patan. Die Taliban hatten am Mittwoch bereits zwölf der zu diesem Zeitpunkt noch 19 verschleppten Südkoreaner dem Roten Kreuz übergeben.
Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi sagte, bei den jetzt Freigelassenen handele es sich um drei Männer und vier Frauen. Am Nachmittag wurden zunächst zwei Frauen und zwei Männer von den Taliban an örtliche Stammesälteste übergeben. Die Geiseln der ersten Gruppe wurden in Dschanda, rund hundert Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Ghasni, in die Obhut des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben.
Wochenlanger Nervenkrieg
Mit der Freilassung geht ein sechs Wochen währender Nervenkrieg zu Ende, in dem die afghanische Regierung von Anfang an die ursprüngliche Forderung der Taliban nach der Freilassung von Gesinnungsgenossen aus Gefängnissen abgelehnt hatte. In einem am Dienstag erzielten Abkommen sagte Südkorea den Taliban zu, seine 200 in Afghanistan stationierten Soldaten wie vorgesehen bis Jahresende abzuziehen. Außerdem soll der Einsatz christlicher Missionare aus Südkorea künftig unterbunden werden.
Die Vereinbarung stieß vielerorts auf Kritik, da sie als Ermutigung zu weiteren Entführungen aufgefasst wurde. Das Ende des Afghanistan-Einsatzes der 200 Pioniere und Sanitäter war ohnehin geplant gewesen, wie der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta am Donnerstag im rbb-Inforadio bestätigte. "Aber wenn nach außen der Eindruck erweckt wird, dass die internationale Gemeinschaft und die afghanische Regierung sich erpressen lassen, dann ist das eine sehr gefährliche Botschaft", kritisierte der Minister.
Kritik auch in Südkorea
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in einer ersten Reaktion betont, das Vorgehen der Bundesregierung im Falle des verschleppten Deutschen bleibe unverändert. Der 62-Jährige war weiterhin in der Gewalt seiner Entführer.
Auch in Südkorea waren nach der Anfangsfreude über die Befreiung der Landsleute erste kritische Stimmen zu hören. "Auch wenn die Taliban nicht ihre störrische Forderung nach einem Gefangenenaustausch durchsetzen konnten, haben sie durch direkte Verhandlungen mit einem ausländischen Staat auf "ihrem Gebiet" doch viel an politischer Glaubwürdigkeit gewonnen", kritisierte die Zeitung "Korea Times". In einem weiteren Leitartikel desselben Blattes hieß es, Südkorea habe eine wichtige Regel im Kampf gegen den internationalen Terrorismus verletzt.
Die ursprünglich 23 Mitarbeiter einer christlichen Hilfsorganisation waren am 19. Juli in der südöstlichen Provinz Ghasni verschleppt worden. Zwei Männer wurden später getötet, zwei Frauen kamen bereits Mitte August frei. Ein Sprecher des Präsidialamts in Seoul sagte am Donnerstag, die Regierung plane, alle 19 freigelassenen Südkoreaner noch am kommenden Wochenende über Dubai in die Heimat zu bringen. (stu)