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Brutalität siegt

Sybille Golte 30. August 2007

Von den Verhandlungen zwischen Südkorea und den Taliban geht eine verheerende Botschaft aus: Eine Geiselnahme muss nur spektakulär und brutal genug sein, um Erfolg zu haben, meint Sybille Golte.

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Bild: DW
Sybille Golte
Sybille Golte

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die südkoreanischen Geiseln und ihre Familien vor den Fernsehkameras glücklich in den Armen liegen. Mütter, Väter, Kinder sie alle haben das Recht sich über die Heimkehr ihrer Angehörigen zu freuen. Doch wenn südkoreanische Regierungsvertreter die Freilassung mit ebenso großer Freude als ihren Verhandlungserfolg feiern, gilt das nicht mehr.

Von diesem Ende der Geiselnahme in Afghanistan gehen verheerende Signale aus: Zum ersten Mal hat eine Regierung offiziell direkt mit Terroristen verhandelt und damit ein Tabu gebrochen. Zwar war der jetzt von den Taliban gefeierte Abzug der südkoreanischen Truppen ohnehin beschlossene Sache, dennoch hat die Regierung in Seoul den Geiselnehmern vor laufenden Kameras wichtiges Propagandamaterial geliefert. Sie hat deutlich gemacht, was sie von den Fähigkeiten der demokratisch gewählten und international gestützten afghanischen Regierung im Krisenfall hält: Gar nichts.

Christen unter Generalverdacht

Außerdem stellt sie durch ihr öffentlich gemachtes Zugeständnis, keine christlichen Missionare mehr nach Afghanistan zu schicken, alle christlichen Hilfsorganisationen am Hindukusch unter Generalverdacht, ihren Hilfseinsatz als Deckmantel für Mission zu nutzen.

Eine weitere unausgesprochene Botschaft lautet: Eine Geiselnahme muss nur spektakulär und brutal genug sein, um Erfolg zu haben. Das lässt Schlimmes befürchten - nicht nur in Afghanistan. Auch im Irak sind politisch motivierte Entführungen an der Tagesordnung - die Forderung nach Truppenrückzug sei es aus dem Irak oder aus Afghanistan sind dabei alltäglich.

Verhandlungen hinter den Kulissen

Das Ende der Geiselnahme in Afghanistan ist das Signal für weitere Erpressungen dieser Art. Es wäre blauäugig zu behaupten, es hätte nicht auch früher Zugeständnisse gegeben. Auch andere Entführungen endeten unblutig - nicht wegen eines Einlenkens der Geiselnehmer. Die Verhandlungen darüber fanden allerdings mit Recht hinter den Kulissen und ohne offizielle Regierungsbeteiligung statt. Über Zugeständnisse konnte allenfalls spekuliert werden.

Die deutsche Regierung ist die erste, die sich mit den Konsequenzen der südkoreanischen Kursänderung befassen muss. Schließlich befindet sich auch ein deutscher Staatsbürger, der Ingenieur Rudolf B., seit Wochen in Afghanistan in der Hand erpresserischer Geiselnehmer. Der Preis für seine Freilassung dürfte nun erheblich gestiegen sein.

Die Logik der Erpresser

Für zwei Südkoreaner kommt das Ende des Dramas zu spät. Sie wurden erschossen, um den Forderungen der Taliban Nachdruck zu verleihen. Natürlich ist auch die Frage erlaubt, ob eine Regierung nicht alles Menschenmögliche tun musste, um dem Rest ihrer Landsleute dieses Schicksal zu ersparen.

Wer dies mit Ja beantwortet, muss sich darüber im Klaren sein, dass er der Logik von Erpressern folgt. Ob es einen anderen Weg zur Lösung des Dramas gegeben hätte, werden wir in diesem Fall nicht mehr erfahren. In anderen Fällen gab es ihn.

Es steht fest, dass künftige Verhandlungen schwieriger werden. Ein schlimmes Signal: Nicht nur für Regierungen sondern für alle ausländischen Helfer, die am Aufbau Afghanistans beteiligt sind.