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Neues aus dem All: "Alien: Covenant"

Jochen Kürten
17. Mai 2017

Mit dem sechsten Film der Alien-Reihe kehrt Regisseur Ridley Scott zu den Wurzeln zurück. "Alien: Covenant" erinnert an seinen ersten Alien-Film von 1979. Doch er steckt auch voller Überraschungen.

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Filmstill von "Alien: Covenant" (Twentieth Century Fox): Michael Fassbender mit einem anderen Schauspieler in der Eröffnunssequenz
Bild: Twentieth Century Fox

Ein weißer, lang gezogener Raum, kaum möbliert. Ein Beistelltisch mit Teeservice, ein Sessel, ein Flügel, ein italienisches Gemälde aus der Renaissance an der Wand. Sonst nichts. Eine riesige, breit gestreckte Fensterfassade erlaubt einen Blick in die freie Natur. In dem spartanischen Raum stehen zwei Männer, es entwickelt sich ein Dialog. Es handelt sich um Herr und Diener, das wird schnell klar. Wobei der Diener ein künstlicher Mensch ist, eine Art Super-Roboter, der vollkommen menschlich aussieht. Lediglich seine Bewegungen geraten ihm ein wenig steif.

Auf die lichte Eröffnung folgt das dunkle Grauen

So beginnt "Alien: Covenant", hell und licht, vor weißem, fast schmerzhaft klarem Dekor. Umso größer ist der Gegensatz zu dem, was folgt. Sind es zunächst die engen und dunklen Gänge eines riesigen Raumschiffs, folgen im zweiten Teil des Films die düsteren, von Regen gepeitschten wilden Landschaften auf einem unbekannten Planeten. Dort ist die Besatzung des riesigen Raumschiffes Covenant gelandet, in der Hoffnung den 2000 in Tiefschlaf versetzten Siedlern des Raumschiffes neue Lebensräume zu erschließen.

Filmstill Alien Covenant (picture-alliance/Everett Collection/Twentieth Century Fox): Zwei Akteure mit Gewehren
Auf dem unbekannten Planeten lauern Gefahren aus allen RichtungenBild: picture-alliance/Everett Collection/Twentieth Century Fox

Ursprünglich hatte die Covenant einen anderen, entfernter gelegenen Planeten angesteuert. Durch einen Zwischenfall im All wurde dann der bisher unbekannte Himmelskörper angesteuert. Das ist ein Risiko, der Besatzung ist das bewusst. Aber die Alternative würde bedeuten: Sieben weitere Jahre im Tiefschlaf, bis der eigentlich anvisierte Stern erreicht wird. Da greift der Commander zur naheliegenden Alternative.

Doch natürlich, der geübte Alien-Kenner wird es ahnen, ist der neue Planet eine Brutstätte des Bösen. Es leben Aliens auf dem zwar finsteren, aber landschaftlich grandiosen Planeten. Monster aller Art, kleine und große, von tödlicher Gefährlichkeit allesamt. Durch mikroskopisch kleine Sporen nisten sie sich in die Nasenhöhlen oder Ohren der Besatzungsmitglieder ein, brechen dann eruptiv, blutig und mit unglaublicher Bestialität aus dem menschlichen Körper hervor. 

Legendäre Szene des ersten Alien-Films

Es war eine solche brachial-blutige "Geburtsszene" im ersten Alien-Film, die sich 1979 in das kollektive Gedächtnis der Kinozuschauer eingebrannt hat. Und die, seither vielfach kopiert, zu einer der berühmtesten Filmsequenzen der Kinogeschichte wurde - vergleichbar etwa mit der legendären Dusch-Sequenz aus Alfred Hitchcocks "Psycho".

Filmstill Alien Covenant (picture-alliance/Everett Collection/Twentieth Century Fox): In der Kommandozentrale im Raumschiff mit Besatzungsmitgliedern
Mensch und Maschine: Michael Fassbender als Replikant Walter neben einem Besatzungsmitglied (Carmen Ejogo)Bild: picture-alliance/Everett Collection/Twentieth Century Fox

"Wir werden das Publikum zu Tode erschrecken" habe ihm Regisseur Ridley Scott gleich in der ersten Unterhaltung gesagt, als es um die Fortsetzung der Alien-Saga ging, erinnert sich Produzent Mark Huffam. Scott habe von Anfang an einen "harten Film mit R-Rating" (in den USA: ab 17 Jahren) machen wollen und angekündigt: "Dafür brauchen wir viel Weinrot", was im Filmjargon nicht anderes meint als Kunstblut.

Schockeffekte und Horrorfilmdramaturgie

Davon fließt im zweiten Teil des Films reichlich. Was einerseits natürlich für ein gehöriges Maß an Spannung und Ekel sorgt - Ridley Scott und sein Team setzen hier auf klassische Horrorfilmdramaturgie - andererseits aber auch enttäuscht. Zwar ist der Willen, sich mit "Alien: Covenant" den Ursprüngen des Originals von 1979 wieder anzunähern, ehrenwert, doch bietet der neue Film dramaturgisch und erzählerisch kaum Neues.

Filmstill von "Alien: Covenant": Panoramaufnahme mit Raumschiff von oben auf den fremden Planeten
Woher kommen die Aliens? Wer hat sie geschaffen? Antworten zum Alien-Mythos gibt's in "Alien: Covenant"Bild: Twentieth Century Fox

"Der Subtext war überaus einfach - sieben Leute sind in einem dunklen alten Haus gefangen: Die Frage lautet: Wer wird zuerst sterben, wer überlebt", erinnert sich Ridley Scott heute an seinen großen Kinoerfolg aus dem Jahre 1979. Daran hat sich im Grunde nicht viel geändert. Aus sieben Raumfahrern wurden 15, aus dem "alten Haus" (dem Raumschiff des ersten Teils) wurde ein neues Raumschiff, ergänzt um die Sequenzen, die sich nun auf dem fremden Planeten abspielen. Die Story ist mehr oder weniger die gleiche: Ein Besatzungsmitglied nach dem anderen wird von den Aliens bestialisch zur Strecke gebracht.

Fortschreibung der Alien-Mythologie

Allerdings wartet der britische Regisseur in "Alien: Covenant" dann doch noch mit einer Neuerung auf: Scott versucht sich im Film von 2017 an einer Fortschreibung der Alien-Mythologie. "Man kann nicht immer nur von einem Monster durch die Gänge gejagt werden - das ist auf die Dauer langweilig", räumt Scott selbstkritisch ein. Da sei ihm in den Sinn gekommen, "dass noch niemand gefragt hatte, wer diese Wesen eigentlich kreiert hat - und warum."

Ridley Scott und seine Hauptdarstellerin Katherine Waterston bei Dreharbeiten vor Kulissen
Ridley Scott und seine Hauptdarstellerin Katherine Waterston bei den DreharbeitenBild: picture-alliance/Everett Collection/Twentieth Century Fox

Diese Geschichte erzählt Ridley Scott nun in "Alien: Covenant" zumindest ansatzweise. Dazu gehört die oben beschriebene Eingangssequenz - und dazu gehört schließlich das Auftauchen eines geheimnisvollen Fremden auf dem Planeten, der scheinbar zum Rettungsanker für die von Aliens verfolgten Besatzungsmitglieder wird. Diese zweite Erzählebene hätte man auch ausbauen können, weniger auf Splatter-Szenen und mehr auf das Spiel mit dem Alien-Mythos setzen können.

Die Saga soll auch nach Teil 6 weitergehen

Das haben Ridley Scott und sein Team aber kaum ausgeführt - was schade ist. So ist "Alien: Covenant" ein guter, durchaus spannender Science-Fiction-Horror-Film mit grandiosen Bildern, aber kein großes Werk geworden. Einem Vergleich mit dem Original aus dem Jahre 1979 hält er nicht stand. Zwei weitere Alien-Filme unter seiner Oberaufsicht sollen noch folgen, hat der bald 80-jährige Regisseur bereits versprochen. Vielleicht wird dort dann noch mehr über den Ursprung des Bösen erzählt.