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"Den EM-Pokal in die Höhe zu recken, wäre ein guter Plan"

Thomas Gennoy
17. Juli 2022

Nach dem dritten Sieg im dritten Spiel bei der Euro 2022 zieht Fußball-Nationalspielerin Alexandra Popp im DW-Interview eine persönliche Bilanz der Vorrunde in England. Für die DFB-Kapitänin ist es die erste EM.

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 DW | Brentford
Bild: DW

DW: Wie geht es Ihnen nach diesem geglückten EM-Start? 

Alexandra Popp: Ich bin sehr glücklich, unabhängig von meinem Start, sondern vor allem über unseren mannschaftlichen Start, den wir wirklich mit viel Überzeugung, mit viel Selbstbewusstsein klar erspielt haben. Damit haben, glaube ich, viele nicht gerechnet. Dass wir das dann so auf die Platte bringen, macht mich sehr glücklich und stolz.

Hätten Sie gedacht, dass Sie eine so gute Rolle bei diesem Turnier spielen könnten? 

Was heißt gedacht? Ich habe es mir erhofft. Man kann natürlich nicht vorhersagen, dass es auf jeden Fall funktioniert. Es ist spielabhängig, ich wusste zunächst nicht, ob ich von Beginn an spiele. Man muss auch sagen, ich habe traurigerweise auch von Leas [Lea Schüller Anm. d. Red.] Corona-Infektion profitiert. Was für mich einerseits irgendwie schön ist, aber andererseits auch nicht schön, weil es unter solchen Umständen passiert. Am Ende zählt das, was plötzlich im Tor hängt: der Ball. Ich bin natürlich froh, dass es so geklappt hat, wie ich es mir erhofft habe und was mir gezeigt hat, dass ich es immer noch kann. 

Die EM 2013 und 2017 haben Sie verletzungsbedingt verpasst. Trauern Sie diesen Turnieren noch nach? 

Jetzt nicht mehr, muss ich ehrlich sagen. Unmittelbar in der Zeit, als ich ausgefallen war, natürlich schon. 2013 sind wir Europameister geworden, also hätte ich es vielleicht schon auf meiner Vita stehen gehabt, das wäre ganz schön. Es bringt nichts, dem jahrelang nachzutrauern. Ich muss die Situation so annehmen, wie sie ist. Ich habe sie auch kämpferisch angenommen, indem ich jetzt genau hier stehe und diese Europameisterschaft spielen kann. Darauf bin ich erstmal sehr stolz.

UEFA | Frauenfußball EM | Deutschland - Finnland
Mit dem Kopf besonders torgefährlich: Alexandra Popp (2.v.r.) im Gruppenspiel der Euro 2022 gegen Finnland.Bild: Maja Hitij/DFB/Getty Images

Alles läuft nahezu perfekt bei Ihnen. Könnte dieses Turnier dennoch ihr letztes sein? 

Fakt ist natürlich schon, dass ich nicht mehr die Jüngste bin. Ich kann jetzt nicht sagen, ob danach Ende ist oder ob ich weitermache. Es wäre auch jetzt der falsche Zeitpunkt, darüber nachzudenken und eine Entscheidung zu treffen. Grundsätzlich muss es ein Gefühl von innen sein, dann diese auch zu treffen. Für mich zählt das Hier und Jetzt. Das ist meine erste Europameisterschaft, wofür ich auch gekämpft habe: Jetzt bin ich hier, und es läuft für mich persönlich, aber auch für die Mannschaft, extrem gut. Ich will der Mannschaft einfach helfen, sei es mit Toren, sei es, indem ich Räume freiziehe oder Vorlagen gebe. Solange wir hoffentlich als Europameisterinnen mit dem Pokal in der Hand dastehen, ist mir alles recht. 

Sie haben alle drei EM-Tore mit dem Kopf erzielt. Hat sich Ihre Kopfballstärke bei den Gegnerinnen noch immer nicht herumgesprochen?

Ich glaube, das ist jetzt nichts Neues. Man weiß ja schon aus der Vergangenheit, dass ich da ziemlich stark bin. Ich habe aber auch relativ lange darauf warten lassen, um mal wieder zu treffen. Vielleicht hatte man mich deswegen nicht mehr so ganz auf dem Schirm. Für mich ist es natürlich gut, es ist meine Paradedisziplin. Das Schöne ist, wenn sich alle auf meinen Kopf konzentrieren, tun sie es vielleicht nicht mehr auf meine Füße. Vielleicht kommt da auch nochmal etwas.

Wie können gerade die jüngeren Spielerinnen von Ihrer Erfahrung profitieren? 

Wir müssen sie natürlich in gewissen Situationen mitnehmen. Beim letzten Spiel waren es ein paar Zuschauer mehr als es in Brentford. Da merkt man den Spielerinnen die große Nervosität schon an. Wir sind dafür da, ihnen dann eine gewisse Sicherheit zu geben. Aber wenn man sieht, wie die Jüngeren wie Jule Brand oder Nicole Anyomi bei ihrem ersten Turnier spielen, möchte man nicht meinen, dass sie extrem nervös sind. Das macht Lust auf mehr. 

Haben Sie bereits einen Plan für den 31. Juli? 

Den Pokal in die Höhe recken? Das hört sich nach einem guten Plan an. 

Alexandra Popp hat in den vergangenen zwölf Jahren bereits deutlich mehr als hundert Länderspiele für Deutschland bestritten, doch das Turnier in England ist für die 31-Jährige die erste Europameisterschaft. Die beiden Endrunden 2013 und 2017 verpasste die Torjägerin des VfL Wolfsburg wegen Verletzungen. Für die DFB-Elf hat Mannschaftskapitänin Popp in ihrer Karriere bisher mehr als 50 Tore geschossen.  

Die Fragen stellte Thomas Gennoy.