Ex-Bundeswehr-Übersetzer ermordet
24. November 2013Etwa einen Monat nach dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan ist ein ehemaliger Übersetzer der Truppe getötet worden. Ein Polizeisprecher in Kundus sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Leiche des Mannes sei am Sonntagmorgen in einem Auto gefunden worden: “Er wurde nicht erschossen, er wurde erwürgt.“
Nach Informationen des ARD-Studios Südasien stand der Übersetzer auf der Liste der afghanischen Ortskräfte, denen die Bundesregierung die Einreise nach Deutschland erlaubt hatte. In Kundus werden derzeit mehrere ehemalige Bundeswehr-Mitarbeiter bedroht – die Taliban bezeichnen sie wegen ihrer Zusammenarbeit mit den Deutschen als Verräter.
300 Afghanen mit Sicherheitsbedenken
Ob tatsächlich die Taliban hinter der Tat stecken, ist noch unklar. Anscheinend hatte der junge Mann allerdings einen Brief und Anrufe der Extremisten erhalten, in denen sie ihm mit dem Tod gedroht hätten. Ein Taliban-Sprecher sagte: “Wir denken, dass all diejenigen, die den Invasionstruppen in irgendeiner Weise geholfen haben, getötet werden sollten.“
Die Bundesregierung hatte vor vier Wochen mitgeteilt, sie wolle mindestens 182 afghanische Ortskräfte zu deren Schutz nach Deutschland holen. Insgesamt haben sich laut Bundesinnenministerium 300 Afghanen mit Sicherheitsbedenken an ihre Dienststellen gewandt.
Dolmetscher gelten als besonders gefährdet, weil sie sichtbar für die Bundeswehr oder auch für die Bundespolizei tätig waren. Wie lange es dauert, bis die afghanischen Ex-Mitarbeiter ausreisen dürfen, ist derzeit nicht klar.
Die letzten Bundeswehr-Soldaten wurden am 18. Oktober aus Kundus in Richtung Masar-i-Scharif abgezogen. Bislang waren keine afghanischen Mitarbeiter im Dienst deutscher Ministerien getötet worden.
ch/kle (tagesschau.de, dpa)