99. Protesttag in Belarus gegen Lukaschenko
15. November 2020Bei neuen Protesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko in Belarus sind vermummte Sicherheitskräfte gegen Demonstranten vorgegangen. Im Nachrichtenkanal Telegram verbreitete Videos zeigen, wie Uniformierte in der Hauptstadt Minsk Tränengas gegen friedliche Demonstranten einsetzen und so Kundgebungen auflösen. Zu sehen ist auch, wie Demonstranten vor schwarz gekleideten Uniformierten wegrennen. Immer wieder prügelten Sicherheitskräfte auf Menschen ein. Die Menschenrechtsgruppe Wesna sprach von mehr als 900 Festnahmen, darunter seien auch Journalisten. Aktionen gab es auch in anderen Städten.
Metro-Stationen zu, Internet abgeschaltet
In der Hauptstadt Minsk waren mehrere Tausend Menschen in größeren Gruppen unterwegs. Erneut waren dort wieder etwa 15 Metro-Stationen gesperrt, damit Demonstranten nicht ins Stadtzentrum gelangen konnten. Auch das mobile Internet war weitgehend abgeschaltet - diesmal bereits seit dem Morgen. Damit wollten es die Behörden den Demonstranten schwerer machen, sich zu Versammlungen zu verabreden. Zudem waren mehrere Straßen und Plätze teils mit schwerer Technik abgeriegelt. In der Hauptstadt waren zudem viele Gefangenentransporter zu sehen.
Es ist der mittlerweile 99. Protesttag. Die Demonstranten erinnerten dabei an den Tod eines 31-Jährigen vor wenigen Tagen. Der Mann, den die Demokratiebewegung als Helden verehrt, soll von Sicherheitskräften misshandelt worden sein. Einen Tag später erlag er im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. "Wir werden den Tod von Roman Bondarenko nicht verzeihen", schrieb die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja bei Telegram. Die Menschen in Belarus sollten weiter gemeinsam für Freiheit und ihr Leben kämpfen.
Seit der Präsidentenwahl am 9. August steckt das osteuropäische Land in einer schweren innenpolitischen Krise. Der 66-jährige Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Die EU erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Die Opposition sieht Tichanowskaja als wahre Gewinnerin. Sie war aus Angst um ihre Sicherheit ins EU-Land Litauen geflohen.
sti/mak (dpa, rtr, afp, ap)