85 Euro für Mordanschlag auf Kim Jong Nam
25. Februar 2017Eine Indonesierin, die an der Ermordung des Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Kuala Lumpur beteiligt war, soll dafür umgerechnet 85 Euro bekommen haben. Die Frau habe aber nicht gewusst, dass es sich um einen Mordanschlag handele, versicherte Indonesiens stellvertretender Botschafter in Malaysia, Andreano Erwin. Sie habe angegeben, das Geld bekommen zu haben, um - wie sie meinte - an einem Streich für eine Fernsehshow im Stil der "Versteckten Kamera" teilzunehmen.
Die Frau habe im guten Glauben gehandelt, die ihr übergebene Flüssigkeit sei "so etwas wie Babyöl", sagte der Diplomat, der die inhaftierte 25-Jährige besuchen durfte. Sie habe auf die Frage, wer sie angestiftet habe, "nur allgemein geantwortet, jemand habe sie gefragt".
Lähmung wichtiger Körperfunktionen
Die malaysische Polizei hatte am Freitag mitgeteilt, auf dem Gesicht des Opfers Kim Jong Nam seien Spuren des hochgiftigen Nervengifts VX gefunden worden. Die Vereinten Nationen listen VX als Massenvernichtungswaffe. Schon geringste Mengen des chemischen Kampfstoffes führen zur Lähmung wichtiger Körperfunktionen und einem qualvollen Tod.
Der 45-jährige Kim war Mitte Februar auf dem Flughafen der malaysischen Hauptstadt ermordet worden. Auch der Airport soll nun nach Spuren von VX abgesucht werden. Der Einsatz der Substanz ist auch nach der internationalen Chemiewaffenkonvention verboten. Anders als Südkorea hatte die Führung des kommunistischen Nordens die 1997 in Kraft getretene Konvention jedoch nicht unterzeichnet.
Tod unter Krämpfen
Auf einem am Montag veröffentlichten Überwachungsvideo ist zu sehen, wie sich zwei Frauen Kim nähern. Eine greift ihn von hinten an und drückt ihm mutmaßlich ein Tuch ins Gesicht. Nach dem Angriff wendet sich das Opfer an das Flughafenpersonal. Laut malaysischer Polizei starb Kim unter Krämpfen, noch bevor er das Krankenhaus erreichte.
Kurz nach der Tat war eine weitere 28-jährige Frau mit vietnamesischem Pass in Polizeigewahrsam genommen worden. Der indonesische Diplomat sagte, die Staatsbürgerin Indonesiens habe angegeben, dass sie diese Frau nicht kenne. Der malaysischen Polizei zufolge wurde eine der beiden Frauen im Gewahrsam krank. Außerdem habe sie sich übergeben. Die Indonesierin war nach Angaben des Diplomaten gesund.
Die Ermittler verdächtigen auch einen Angehörigen der nordkoreanischen Botschaft in Malaysia, mit der Tat in Verbindung zu stehen. Überdies bat Malaysia die internationale Polizeibehörde Interpol darum, eine Warnung vor vier möglichen Tatbeteiligten aus Nordkorea auszugeben. Die vier Männer sollen Malaysia noch am Tag des Übefalls auf Kim Jong Nam verlassen haben. In südkoreanischen Medien wird immer wieder spekuliert, Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un könnte den Mord an seinem Halbbruder befohlen haben, da dieser dem Regime missliebig geworden sei.
jj/wl (dpa, afp)