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717 Pilger sterben bei Massenpanik nahe Mekka

24. September 2015

In Saudi-Arabien kommt es bei der islamischen Pilgerfahrt Hadsch zu einer Massenpanik. Hunderte sterben oder werden verletzt. Bundespräsident Gauck kondoliert König Salman.

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Massenpanik in Saudi-Arabien: Helfer bergen einen Verwundeten (Foto: Xinhua)
Bild: picture alliance/landov

Bei der schlimmsten Katastrophe während der islamischen Mekka-Wallfahrt in Saudi-Arabien seit einem Vierteljahrhundert sind 717 Pilger ums Leben gekommen. Bei der Massenpanik seien außerdem 863 Gläubige in dem Ort Mina verletzt worden, meldete der saudische Zivilschutz.

Das Unglück ereignete sich am Tag des muslimischen Opferfestes Eid al-Adha, dem höchsten Feiertag im Islam, an dem Zehntausende Pilger auf engstem Raum ihre Rituale vollziehen.

In Mekka haben sich etwa zwei Millionen Muslime zum Hadsch versammelt. In der heiligsten Stadt des Islams wurde der Prophet Mohammed geboren. Im nahegelegenen Mina ziehen die Gläubigen am dritten Tag ihrer Wallfahrt zu einer fünfstöckigen Fußgängerbrücke, wo sie Steine auf Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren. Die symbolische Teufelssteinigung in Mina ist eines der wichtigsten Rituale der Hadsch. Dabei erinnern die Pilger an ihren Propheten Abraham, der den Teufel gesteinigt haben soll, als dieser ihn in Versuchung führen wollte.

Ritual "Steinigung des Teufels" in Mina (Foto: AFP/Getty Images)
Ritual "Steinigung des Teufels" in MinaBild: Getty Images/AFP/M. Al-Shaikh

Regierung kritisiert Pilger

Nach Angaben der saudischen Regierung ist die Panik auf fehlende Disziplin von Pilgern zurückzuführen. "Wenn die Pilger die Anweisungen befolgt hätten, dann hätte man diese Art Unglück vermeiden können", sagte Gesundheitsminister Chaled al-Faleh im staatlichen Fernsehen. Zahlreiche Pilger würden sich "in Bewegung setzen, ohne die Uhrzeiten zu respektieren", die ihnen von den Verantwortlichen zur Organisation des Pilgerereignisses vorgegeben werden. Das sei der "Hauptgrund" für das Unglück.

Der Gesundheitsminister sicherte eine "rasche und transparente" Untersuchung zu. Der Iran hatte zuvor die Behörden in Saudi-Arabien für das Unglück verantwortlich gemacht. Sie hätten Fehler bei den Sicherheitsvorkehrungen gemacht und einen Weg in Mina einfach gesperrt. Unter den Toten sind mindestens 90 Iraner.

Pilgermassen auf dem Weg nach Mina (Foto: AP)
Pilgermassen auf dem Weg nach MinaBild: picture-alliance/AP Photo/M. Elshamy

Trauer und Betroffenheit

International hat die Katastrophe Trauer und Anteilnahme ausgelöst. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Der Vorfall sei "tragisch", insbesondere weil er am islamischen Opferfest stattgefunden habe, so Ban. Aus Deutschland kondolierten Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und bei ihren Familien", hieß es in einem Schreiben Gaucks an den König von Saudi-Arabien, Salman bin Abdulaziz Al Saud.

Beim Hadsch ist es schon häufiger zu Massenpaniken gekommen. Bei der bislang größten Katastrophe wurden 1990 1426 Menschen totgetrampelt oder erdrückt, als in einem Fußgängertunnel Richtung Mina und zur Arafat-Ebene Chaos ausbrach. 1994 kamen in Mina bei einem solchen Unglück etwa 270 Muslime ums Leben, 1998 wurden mindestens 118 Pilger zu Tode getrampelt, 2004 starben wiederum 244 Menschen. Erst wenige Tage vor Beginn des diesjährigen Hadsch starben mehr als 100 Menschen, als ein Kran bei einem schweren Unwetter auf die Große Moschee in Mekka stürzte.

wl/SC (dpa, afp, rtr, epd)