Napoleon verliert erneut
20. Oktober 2013Napoleon, der große französische Herrscher, gibt seinem Pferd die Zügel. Doch dieses Mal ist das Gefecht in Markkleeberg bei Leipzig nur eine Schau. Rund 6000 Hobby-Darsteller aus 28 Ländern ziehen ins Feld. Auch Deutsche kämpfen mit - auf beiden Seiten.
Die Nachstellung der historischen Schlacht ist Höhepunkt der Festwoche, mit der Leipzig der Völkerschlacht von 1813 und der Einweihung des monumentalen Völkerschlachtdenkmals genau hundert Jahre später gedenkt.
Vor 200 Jahren trafen rund 600.000 Soldaten zur größten und blutigsten Feldschlachtaufeinander. Mehr als 90.000 Menschen starben bei den Kämpfen. Doch am Ende triumphierten die Alliierten Russlands, Preußens, Österreichs, Schwedens und Englands über das französische Heer und beendeten die Vorherrschaft Napoleon Bonapartes in Mitteleuropa.
Viele Zuschauer enttäuscht
Mehr als 30.000 Zuschauer waren nach Leipzig gekommen, um sich das Spektakel anzuschauen. Der große Besucherandrang sorgte für erhebliche organisatorische Probleme und eine rund anderthalbstündige Verspätung. Zugelassen war die Veranstaltung für rund 30.000 Besucher, offenkundig zog es aber deutlich mehr Schaulustige auf das Schlachtfeld bei Markkleeberg. Die Zuschauer zeigten sich zum Teil verärgert über eine schlechte Organisation, überteuerte Tickets und einen schlechten Blick auf das Geschehen.
Am Rande hatte es auch Proteste gegen die Nachstellung der Kämpfe gegeben. "Kriegskarneval" hatten Aktivisten in Markkleeberg auf die Straße geschrieben, das kritische Netzwerk Attac weist an einem Stand darauf hin, dass derzeit weltweit fast 40 Kriegsschauplätze zu verzeichnen sind.
Lebendiger Geschichtsunterricht?
Solche Einwände wollten die Veranstalter nicht gelten lassen. Man wolle die Menschen für Geschichte begeistern, sagt Michél Kothe, Vorsitzender des Verbandes Jahrfeier der Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Zudem habe man der Toten des damaligen Gemetzels gedenken wollen.
Am Sonntagvormittag hatte der sächsische evangelische Landesbischof Jochen Bohl daran erinnert, dass Europa nun schon seit 68 Jahren im Frieden lebe - länger als jemals zuvor. Je vertrauter einem die Geschichte sei, desto dankbarer werde man für die lange Zeit des Friedens in Europa sein, sagte der Bischof. Zugleich erwachse daraus die Verpflichtung, zur Erhaltung dieses Friedens beizutragen.
nem/rb (dpa, afp)