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500. Geburtstag der Katharina von Medici

Torsten Landsberg
13. April 2019

Am 13. April jährt sich der Geburtstag der Katharina von Medici zum 500. Mal. Ihre Familie brachte Königinnen und Päpste hervor und lenkte hunderte Jahre die Geschicke des westlichen Europas - mit skrupellosen Methoden.

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Katharina von Medici - Gemälde 1535
Bild: picture-alliance/akg-images/Nimatallah

Viel wird derzeit berichtet über Clans, die in deutschen Städten Parallelgesellschaften aufbauen und ganze Stadtteile kontrollieren. Ein wirklich neues Phänomen ist das nicht, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt. Die de Medicis waren eine italienische Großfamilie und lenkten die Geschicke in der Renaissance. Die politische Dynastie brachte Königinnen und Päpste hervor und mehrte über mehr als 300 Jahre hinweg ihren Einfluss und Reichtum durch Intrigen, auch blutig und skrupellos.

Am 13. April jährt sich der Geburtstag Katharina von Medicis zum 500. Mal. Ihre historische Rolle ist umstritten, einige sehen in ihr die Anstifterin der Ermordung tausender Hugenotten in der sogenannten Bartholomäusnacht, andere meinen dagegen, sie habe die Aussöhnung von Katholiken und Protestanten gefördert.

Florenz - Brücke über den Arno, 1567-70 erbaut
Florenz war in der Renaissance das Zentrum der Macht. Von hier aus lenkten die Medici ihre Geschäfte und Intrigen.Bild: picture-alliance/akg-images

Versöhnerin oder Anstifterin?

Im Alter von 14 Jahren war sie mit dem Sohn des Königs von Frankreich verheiratet worden. Als sie Jahre später stellvertretend für ihren erst zehnjährigen Sohn als Regentin herrschte, brach ein Bürgerkrieg aus. Die Bartholomäusnacht bezeichnet ein Pogrom an den Hugenotten, den französischen Protestanten, im August 1572. Anlass war die von Katharina von Medici angeblich zur Versöhnung der Glaubensrichtungen anberaumte Hochzeit zwischen ihrer katholisch erzogenen Tochter Margarete von Valois und dem Protestanten Heinrich von Navarra, zu der hochrangige Führer der Hugenotten angereist waren. Die Geschäftigkeit der Medici ist eine historische Vorlage für das Clanwesen.

  • Auftakt: Giovanni di Bicci de' Medici verdankte die Dynastie den Ursprung ihres Wohlstands. Der Florentiner Händler sattelte auf Geldverleiher um, ehe er in die Bank seines Onkels einstieg, deren Filiale in Rom er später kaufte. 1397 gründete er schließlich eine eigene Bank, die den rasanten Aufstieg der Medici untermauerte. Schnell breitete Giovanni seine Kontakte aus und wurde Bankier von Johannes XXIII., einem sogenannten Gegenpapst, den viele Autoritäten aufgrund einer Glaubensspaltung statt des kanonisch gewählten Papstes als solchen anerkannten.
  • Einfluss: Die Medici-Dynastie spannte ihre Netze in Politik, Finanzwesen und Religion. Sie waren Kaufleute, zogen in den Stadtrat des Stadtstaats Florenz, wurden Großherzöge. 1513 bestieg mit Leo X. der erste Medici den Heiligen Stuhl, zehn Jahre später folgte ihm sein Cousin als Clemens VII. ins Papstamt. Cliquenwirtschaft war schon immer der Grundpfeiler eines erfolgreichen Clans.
  • Geld: Die Medici-Bank verlangte Wucherzinsen und war bis zum Ende des 15. Jahrhunderts über einhundert Jahre hinweg die größte Finanzmacht Europas. Sie war Wegbegründerin des Privatbankgeschäfts, wie wir es heute kennen, und in etwa das, was man in der Gegenwart als "systemrelevant" bezeichnet.
  • Gegner: Wie im heutigen Clanwesen gab es auch im frühmodernen Europa mächtige Feinde, etwa die Familie der Borgias. Wer den Medici im Weg stand, wurde ausgeschaltet, entweder auf die sanfte Weise durch Bestechung oder durch eine Familienzusammenführung durch Heirat - oder eben mit härteren Mitteln. Hier zeigten sich die Medici mit Attentaten und Giftmischern nicht zimperlich. 1512 wählten sie gar einen Staatsstreich, um ihren zwischenzeitlich schwindenden Einfluss zu schützen. Polizeischutz für Abtrünnige gab es damals übrigens nicht, die Medici bauten auch eine Geheimpolizei auf.
  • Cosimo de Medici
    Reichster Bürger von Florenz: Cosimo von Medici baute das Imperium seines Vaters Giovanni ausBild: picture-alliance/akg-images
  • Leiblichkeit: Die Renaissance gilt historisch nicht eben als prüdes Zeitalter, folgerichtig lebten die Mitglieder der mächtigen Medici nicht gerade asketisch: Mätressen, Liebhaber und Orgien ziehen sich durch ihre Familiengeschichte, bis in die Epoche des Barock: Gian Gastone, dem letzten Großherzog der Toskana aus der Familie de Medici, wird nachgesagt, am Tag der Beerdigung seiner Frau eine Orgie mit Lustknaben gefeiert zu haben.
  • Kunst: Ihr Reichtum erlaubte es den Medici, als Mäzene Künstler wie Botticelli und da Vinci zu fördern. Anna Maria Luisa, Tochter des Großherzogs Cosimo III., Schwester von Gian Gastone und bis zu ihrem Tod 1743 letztes lebendes Mitglied der Medici, verdankt Florenz heute seine Bedeutung für die Bildende Kunst. Sie schützte die Gemälde, Skulpturen und naturkundlichen Sammlungen und setzte durch, dass alle Kunstschätze der Medici nach ihrem Tod in der Stadt verblieben. 
  • Genuss: Katharina von Medici, unsere aktuelle Jubilarin, hat die vormals eher deftige französische Küche beeinflusst. Die nach ihrer Hochzeit von ihr nach Frankreich mitgebrachten italienischen Köche weckten den Sinn für erlesene Zutaten. Zudem machte Katharina den Schnupftabak hoffähig.
  • Ende: Wie alle Imperien musste auch das der Medici irgendwann stürzen. Riskante Geldgeschäfte und geopolitische Einflüsse - darunter das Wirken der Osmanen in Italien - setzten der Familie zu. Und da der letzte Großherzog Gian Gastone - der sich mit den Lustknaben vergnügte - keine Nachkommen hinterließ, endete die Ära der Medici mit dem Tod seiner Schwester Anna Maria Luisa.