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Future is now! Zeit für neue Utopien!

3. Januar 2020

Umweltschäden, ächzende Sozialsysteme, Wohnungsnot - unsere Strukturen stoßen weltweit ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich an ihre Grenzen. Gibt es Alternativen? Wie könnten neue, konstruktive Utopien aussehen?

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Manager steht Wasser bis zum Hals
Bild: picture-alliance/Chromorange/Bilderbox

Das Jahr 2020 war in der Vergangenheit für viele ein Synonym für die Zukunft, die sich die einen strahlender und die anderen düsterer vorgestellt haben. Wie auch immer, diese Zukunft ist jedenfalls jetzt!

Sind wir für diese Zukunft gut aufgestellt? Die alltäglichen Schreckensmeldungen klingen nicht danach: Klimawandel, Umweltschäden, Verkehrskollaps, ächzende Sozialsysteme, Arbeitslosigkeit,  Armutsmigration, Wohnungsnot – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Und die Probleme sind global: Egal ob in Jakarta, Lagos, Kairo, Los Angeles, Paris – alles ganz anders, alles weit weg, aber trotzdem ähneln sich die großen Herausforderungen auffallend.

Religion Apokalypse Weltuntergangstheorie
Weder Schreckensszenarien, noch Ignoranz bringen uns weiterBild: picture alliance/landov

Keine Lösungen von Gestern für die Herausforderungen von morgen

Die Welt mit ihren uns vertrauten Strukturen stößt ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich an ihre Grenzen oder hat diese längst überschritten. Und was tun wir dagegen? Wir reparieren das System. Korrigieren und optimieren – so haben wir das immer gemacht. 

Zum Beispiel versuchen wir jetzt den Verbrennungsmotor durch einen Elektromotor zu ersetzen. Ein sehr aufwändiges und teures Vorhaben, das letztlich dazu dient, Individuen morgens von A nach B und abends von B nach A zu bringen.

Wäre es da nicht sinnvoller mal zu überdenken, warum wir tagtäglich pendeln? Warum Millionen Menschen jeden Tag in die Büros im Stadtzentrum strömen, die dann nach Büroschluss leerstehen. In bester Innenstadtlage, wo Normalverdienende schon lange nicht mehr leben können.

Deutschland Stau in München
Morgens von A nach B und abends von B nach A - gibt es nicht schlauere Lösungen?Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

Selbst wenn wir öffentliche Verkehrsmittel nehmen, bleibt die Herausforderung groß, weil inzwischen der gesamte Verkehr in den Stoßzeiten an seine Belastungsgrenze stößt. Muss das so sein und bleiben?

Moment mal!

Anderes Beispiel: Spätestens Mitte des Jahrhunderts werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen weltweit zwei Drittel der Menschheit in Städten leben. Die die Verstädterung entstehenden Probleme tangieren alle, unabhängig davon, wo man lebt.

Gleichzeitig geht vor allem in den Großstädten die Zahl der Mehrpersonenhaushalte seit Jahren rapide zurück. Jedes zweite Zuhause ist mittlerweile ein Einpersonenhaushalt – weil wir immer länger leben und uns immer weniger binden. Wie gehen wir damit um? Was wären die Alternativen?

Oder: Wir beklagen Massentierhaltung und die damit zusammenhängenden Antibiotika-Resistenzen, durch Stickstoff belastete Böden und Gewässer oder die Abholzung für die Futtermittelherstellung. An der konventionellen Landwirtschaft halten wir aber trotzdem fest. Gibt es da nicht nachhaltigere Ideen, die Kunden und Landwirte gleichermaßen zufrieden stimmen? 

Was tun?

Bislang behandeln wir vor allem die Symptome, ohne die Ursachen anzugehen. Wir reparieren die Probleme des letzten Jahrhunderts mit den Lösungen des letzten Jahrhunderts. Allerdings klappt das immer seltener, weil die Probleme immer komplexer werden.

Es ist an der Zeit, die Strukturen des letzten Jahrhunderts zu überdenken und vielleicht ganz neue, bessere Lösungen zu finden.

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Kreative Lösungen gesucht - spätestens 2050 werden weltweit zwei Drittel der Menschheit in Städten lebenBild: picture alliance/empics/Samsung

Die Wissenschaftsredaktion der Deutschen Welle hat sich genau das für 2020 vorgenommen: Vielversprechende Ansätze und Lösungsvorschläge aus den verschiedensten Bereichen zusammenzutragen und eine konstruktive, also realisierbare Utopie zu skizzieren. Wie könnte die Arbeit der Zukunft, die Mobilität, die Ernährung, Kommunikation, Medizin, der Wohn-/Lebensraum und das Zusammenleben der Zukunft aussehen?

Wir können es besser!

Obwohl es schon einige vielversprechende Ansätze zur Veränderung gibt, haben wir die massiven ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Probleme bislang nicht wirklich gelöst, das muss auch jeder Realist zugeben.

Wir wollen eine "smarte Welt" bauen, halten uns für außerordentlich intelligent, stellen uns aber nicht die eigentlichen Fragen. Wir sind gefangen im Denken des späten 20. Jahrhunderts und finden tausend Gründe, warum die Dinge sind wie sie sind und nicht anders sein können.

"Geht nun mal nicht anders! Die KollegInnen müssen schon im Büro sein! Wird schon werden! Wer bitte soll denn dann die Waren verkaufen? Die Straßen reinigen?" Und so weiter, und so fort.

Lebenswertes Leben

Deutschland Fridays For Future in München
Können nur vegane Fahrradfahrer den Planeten retten? Bild: picture-alliance/NurPhoto/A. Pohl

Aber darum geht es doch gar nicht. Es geht nicht vor allem um Verbote oder ein romantisches "Zurück zur Natur". Wir müssen nicht alle im Homeoffice sitzen, vegan auf dem Land leben und nur noch Fahrrad fahren. Das ist unrealistisch, weil es für die meisten nicht erstrebenswert ist. Und was wir nicht wollen, das tun wir eben auch nicht freiwillig. Zwang und Verbote sind vielleicht effektiv, aber sicherlich gibt es auch attraktivere Lösungen, die das Zusammenleben und – arbeiten wieder lebenswerter machen.

2020 – die Zukunft ist jetzt! Wie brauchen neue, konstruktive Utopien! Dazu wollen wir Stadtentwickler und Zukunftsforscher, Agrarexperten und Politiker, Visionäre und Querdenker zu Wort kommen lassen, wie bessere Strukturen und Lösungen aussehen könnten. Alternativen zu suchen ist mühsam und fordert uns heraus, aber es wird sich lohnen! 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund