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Bildungsstatistiken

Gaby Reucher 19. Januar 2015

Immer mehr junge Leute fangen in Deutschland ein Studium an. Auch die Zahl ausländischer Studienbewerber steigt. Andere Bildungsziele der Bundesregierung werden dagegen nur teilweise erreicht, zeigen neue Statistiken.

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Studentin sitzt vor beschriebener Tafel (Foto: Fotolia)
Bild: Fotolia/Creativa

Es ist wie immer nach dem Jahreswechsel: Studien und Statistiken schießen wie Pilze aus dem Boden. Die einen bilanzieren, die anderen erstellen Prognosen für das neue Jahr. Das gilt auch im Bereich Bildung. Kaum vergeht derzeit ein Tag, der uns nicht mit neuen Daten füttert, wie es um die Bildung oder das Befinden von Eltern, Schülern und Studenten bestellt ist.

Eltern wichtig für die Ausbildung

Die Eltern stehen im Visier aktueller Umfragen des Forsa Instituts. Sie fühlen sich nämlich zum großen Teil überfordert, weil sie in Beruf, Partnerschaft und Kindererziehung alles richtig machen wollen. Mit Schulen und Kindertagesstätten scheinen Eltern aber überwiegend zufrieden zu sein. Nur 30 Prozent der Befragten sagten das Gegenteil. Eine andere Studie nennt die Kritik dieser Eltern: Jedes vierte Elternteil bemängelt demnach, dass die Kinder in der Schule nicht genug nach ihren individuellen Fähigkeiten gefördert würden.

Schnuller hängen an einer Wand (Foto: dpa)
Mehr Betreuung für die ganz KleinenBild: picture-alliance/dpa

Eltern begleiten heutzutage nicht nur ihre Kleinen bei den ersten Schritten in Kindergarten und Schule, sie helfen auch verstärkt bei den ersten Schritten zum Studium. Immer mehr Schulabgänger sind durch die verkürzte Schulzeit bei Studienbeginn nämlich noch nicht volljährig. Die Zahl der minderjährigen Studierenden stieg im Wintersemester 2013/2014 auf eine Rekordzahl von 2884. Auch wenn die Tendenz steigend ist, liegt der Anteil an der Gesamtheit der Studierenden nur bei 0,1 Prozent. Da viele dieser Studierenden bald nach Beginn des Studiums volljährig werden, nabeln sie sich dann recht schnell von den Eltern ab.

Ausländische Studierende in Deutschland gefragt

Im Aufwärtstrend ist auch die Zahl ausländischer Studierender. Das belegt eine aktuelle Statistik zur Internationalisierung an deutschen Hochschulen von DAAD, Hochschulrektorenkonferenz und Humboldtstiftung. Rund 300 deutsche Hochschulen engagieren sich in 31.000 internationalen Kooperationen mit Hochschulpartnern aus 150 Ländern. Dadurch kommen nicht nur Studierende, sondern auch zunehmend Wissenschaftler aus anderen Ländern nach Deutschland. Die Internationalisierung der Hochschulen sei auf einem guten Weg, sagt Bundesbildungsministerin Johanna Wanka "Unsere Hochschulen sind ein Tor zur Welt, dessen Wert für die Entwicklung unserer Gesellschaft von unschätzbarem Wert ist." Ziel der Bundesregierung ist es, die Zahl der ausländischen Studierenden bis 2020 von derzeit 300.000 auf 350.000 zu erhöhen.´

Klaus Klemm (Foto: privat)
Bildungsforscher Klemm kritisiert die BildungspolitikBild: privat

Bildungsziele nicht erreicht

Große Aufmerksamkeit, auch von Seiten der Politik, bekam die neuste Erhebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Der Gewerkschaftsbund hatte den Essener Bildungsforscher Klaus Klemm beauftragt zu überprüfen, inwieweit die Bundesregierung ihre selbstgesteckten Bildungsziele in diesem Jahr erreichen wird. Die Studie kritisiert vor allen Dingen, dass es noch immer zu viele Schulabgänger ohne Abschluss gibt. Zwar sei die Zahl 2013 von acht auf unter sechs Prozent gesunken, doch das angestrebte Ziel von vier Prozent werde in diesem Jahr nicht erreicht, meint Klaus Klemm.

2008 hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem großen Bildungsgipfel in Dresden Deutschland zur Bildungsrepublik ausgerufen. Dabei wurden verschiedene Ziele im Bildungsbereich bis Ende 2015 festgelegt. So wollte man nicht nur die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss halbieren, sondern auch die Zahl derer, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Auch hier, so Klemm, sei das Ziel von 8,5 Prozent noch lange nicht in Sicht. "Die hohen Zahlen der Jugendlichen ohne Schulabschluss und der jungen Menschen ohne Berufsabschluss bleiben ein zentrales Problem unseres Bildungssystems", lautet das Fazit, das Klaus Klemm in der Studie zieht.

Fortschritte bei Kinderbetreuung und Studienanfängern

Anderen Bildungszielen ist die Bundesregierung dagegen schon wesentlich näher. Dazu zählen mehr Plätze für unter Dreijährige in Kindertagesstätten und die Zahl der Studienanfänger. Über 57 Prozent der Schulabgänger beginnen ein Studium. Das hat alle Erwartungen schon jetzt übertroffen. Ähnlich gut werden Weiterbildungsmaßnahmen für Berufstätige angenommen. Allerdings, so bemängelt Klemm, kämen gerade Arbeitslose, Migranten, sowie Menschen ohne Berufsausbildung bei der Weiterbildung zu kurz. "Und Kinder aus nicht-akademischen Familien bleiben beim Hochschulzugang 'abgehängt'". Damit klaffe die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka wehrte sich gegen die Vorwürfe: "Die Tendenz zeigt in allen Bildungsbereichen klar nach oben." Der Bildungsgipfel habe die Bildung und die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland auf jeden Fall voran gebracht, meinte die Ministerin gegenüber der Saarbrücker Zeitung. Nicht nur der Deutsche Gewerkschaftsbund, auch Politiker fordern angesichts der Zahlen einen neuen Bildungsgipfel und eine neue Bildungsstrategie bis 2020. Dabei soll nicht nur weiter an den Statistiken gefeilt werden. Der DGB wünscht sich, dass auch Themen wie die individuelle Förderung von Schülern mit Behinderung oder der lückenlose Übergang von Schule in Ausbildung stärker berücksichtigt werden.

Johanna Wanka (Foto: picture alliance)
Bildungsministerin Wanka sieht eine positive Entwicklung in der BildungslandschaftBild: Picture-Alliance/Tagesspiegel