13.000 US-Autoarbeiter sind im Streik
15. September 2023Mit Ablauf einer Frist um Mitternacht (Ortszeit) hat die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) den Beginn eines Streiks in drei Autowerken in den USA bekannt gegeben. Die Arbeitsniederlegungen seit 06.00 Uhr MESZ betreffen alle der "Big Three" der US-Automobilindustrie. Demnach streiken die Beschäftigten in je einem Werk von General Motors, Ford und dem europäischen Stellantis-Konzern, zu dem unter anderem auch die Marken Chrysler und Jeep gehören.
Vorerst haben fast 13.000 der 150.000 UAW-Mitglieder die Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft will um 36 Prozent höhere Einkommen erreichen - über vier Jahre verteilt. Ursprünglich lag die Forderung sogar bei 40 Prozent, weil in dieser Größenordnung die Einkommen der Top-Manager in den großen Autokonzernen gestiegen seien. Die Gewerkschaft fordert auch die Rückkehr einiger Sozialleistungen, die nach der Finanzkrise von 2008 abgebaut wurden. Die Autobauer hatten zuletzt 20 Prozent mehr Geld über eine Laufzeit von viereinhalb Jahren angeboten.
Löhne vs. Managervergütungen
Der im März gewählte UAW-Vorsitzende Shawn Fain begründet seine Forderungen mit der hohen Inflation und der guten Gewinnlage der Unternehmen. Ford-Chef Jim Farley erwiderte in einem Interview des Wirtschaftssenders CNBC, sein Konzern könne die von der UAW geforderte Erhöhung nicht zahlen, ohne in die Pleite zu schlittern. Daraufhin musste sich Farley von der UAW vorhalten lassen, dass er im vergangenen Jahr ein Einkommen von 21 Millionen Dollar bezogen habe.
Ein längerer flächendeckender Streik in der Autobranche könnte die US-Wirtschaft deutlich belasten. Das hätte auch Folgen für US-Präsident Joe Biden. Denn der Demokrat gibt sich traditionell als sehr gewerkschaftsfreundlich. Wenn jedoch die Wirtschaft schwächelt, würde das seine Chancen auf eine Wiederwahl in gut einem Jahr schmälern.
Welche Rolle der Umbruch in der Branche spielt
Vor allem aber gehören Bidens ambitionierte Umwelt-Pläne mit zu den Auslösern des Streiks. Der UAW ist bewusst, dass der Wechsel von Verbrenner- zu Elektromotoren das Ende für traditionelle Werke bedeuten könnte. Deshalb geht es auch um die Einkommen in neuen Standorten wie Batteriefabriken, die oft als Gemeinschaftsunternehmen mit Firmen aus Asien betrieben werden. Jedoch: Die Arbeiter beim Elektroauto-Konkurrenten Tesla sind nicht gewerkschaftlich organisiert.
Biden hat bereits mit Fain und den Konzernchefs "über den Stand der Verhandlungen" gesprochen. Unter Mitwirkung des Weißen Hauses waren in den vergangenen Jahren mehrere potenziell folgenschwere Streiks abgewendet worden.
rb/fab (AFP, AP, dpa, Reuters)