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Helfer unter Beschuss

17. Juni 2014

Humanitäre Helfer sind in bewaffneten Konflikten oder bei Katastrophen unverzichtbar. Doch obwohl sie unparteilich sind, geraten sie immer häufiger unter Beschuss, beklagt die Organisation Ärzte ohne Grenzen.

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Ärzte ohne Grenzen Deutschland im Einsatz (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

In vielen Regionen fehle der Respekt vor medizinischer Hilfe, sagte der Geschäftsführer der Organisation, Frank Dörner, bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2013 in Berlin. Die wachsende Gefahr für die Ärzte und ihr Personal betrachte man mit Sorge. Die Mediziner würden nicht mehr als unabhängig wahrgenommen.

Als Beispiele nannte Dörner die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan, in der Zentralafrikanischen Republik oder in Syrien. Dörner berichtete von gezielten Angriffen und Entführungen: "Helfer werden nicht geschützt, sondern als Angriffsfeld gesehen." Dabei brauche die notleidende Bevölkerung mehr Unterstützung als je zuvor. Aus Sicherheitsgründen habe man sich aus vielen Regionen dieser Länder zurückgezogen.

Trennung von militärischer und humanitärer Hilfe

Wenn dauerhaft Gefahr für die Helfer bestehe, müsse man auch darüber nachdenken, das Engagement in diesen Gebieten zu reduzieren, sagte Dörner. Er verwies in diesem Zusammenhang auf das Beispiel Somalia. Nach mehr als 22 Jahren hatte die Organisation 2013 ihre Tätigkeit in dem Bürgerkriegsland beendet. Dörner bezeichnete den Rückzug aus Somalia als eine der schwierigsten Entscheidungen in der Geschichte der Ärzte ohne Grenzen.

Dörner appellierte an die Bundesregierung und andere westliche Staaten, die Arbeit von Helfern zu respektieren und sie nicht für ihre Ziele zu instrumentalisieren. Skeptisch äußerte sich Dörner zur Ankündigung der Bundesregierung, sich verstärkt an militärischen Einsätzen etwa in Afrika zu beteiligen. "Es muss eine klare Trennung von humanitärer Hilfe und militärischen Einsätzen geben." Hilfsorganisationen müssten in den Regionen als unabhängige, neutrale und unparteiliche Akteure wahrgenommen werden. Dies sei ihr einziger Schutz.

Wachsende Spendenbereitschaft

Ärzte ohne Grenzen PK 17.06.2014 Jahresbericht 2013 (Foto: dpa)
Beklagt mangelnden Respekt vor humanitären Helfern: Frank Dörner (r.)Bild: picture-alliance/dpa

So lehne Ärzte ohne Grenzen auch Sicherheitsmaßnahmen für Hilfsorganisationen durch das Militär ab. "Wir haben mit der Interessenslage der Konfliktparteien nichts zu tun", sagte Dörner. Sie würden jedem helfen, der zu ihnen kommt, gleichgültig, zu welcher Gruppe die Patienten gehören. Vielmehr gefährde eine verstärkte Militärpräsenz die Arbeit der Ärzte.

Ärzte ohne Grenzen, die deutsche Sektion der Organisation Médecins sans Frontières, hat im vergangenen Jahr fast 90 Millionen Euro an Spenden eingenommen. Das sind über 18 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Von den Mitteln flossen rund 75 Millionen Euro in Projekte und 2,6 Millionen in die Verwaltung. Die größten Summen gingen an Einsätze in der Demokratischen Republik Kongo, im Südsudan und in Syrien. Insgesamt ist die deutsche Sektion in 37 Ländern aktiv, mehr als die Hälfte davon liegt in Afrika.

Der Vorstandschef von Ärzte ohne Grenzen, Tankred Stöbe, begrüßte die Spendenbereitschaft. Zugleich machte er deutlich, das seine Organisation auf der Suche nach qualifiziertem Personal ist, das auch in "schwierigen Kontexten" eingesetzt werden kann.

gmf/rb (dpa, epd, kna)