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Gewaltwelle erschüttert Nigeria

2. Juni 2014

Die Reihe von Überfällen, Anschlägen und Gefechten in Nigeria reißt nicht ab. Am Wochenende wurden mindestens 80 Menschen getötet. Die Gewaltwelle schwappt nun auch ins benachbarte Kamerun.

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Nigerianische Soldaten auf Patrouille (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Der Norden und Nordosten Nigerias droht im Chaos zu versinken. Mutmaßliche Terrorkommandos der muslimischen Extremistengruppe Boko Haram haben seit Samstag mindestens fünf Ortschaften überfallen. Schwer getroffen wurde die Stadt Mubi im Bundesstaat Adamawa. Dort explodierte ein Sprengsatz in einer Menschenmenge. Dabei wurden nach übereinstimmenden Berichten von Ärzten und der Polizei mindestens 40 Menschen getötet. Die lokale Zeitung "Sahara Reporters" berichtet sogar von etwa 60 Todesopfern.

Über die genaueren Umstände des Anschlags gibt es widersprüchliche Angaben. Nach Darstellung eines Polizisten galt das Attentat den Zuschauern, die nach einem Fußballspiel das Sportgelände verließen.

Dagegen berichtet "Sahara Reporters", die Bombe sei bei einer Bar in der Nähe einer großen Militärbasis hochgegangen. Dort ist eine Sondereinheit der nigerianischen Armee stationiert, die auf den Kampf gegen Boko Haram spezialisiert ist. Viele Soldaten sollen zu den Stammgästen der Bar gehört haben.

Karte Nigerias (Grafik: DW)
In Mubi im Nordosten Nigeria ereignete sich der jüngste schwere Anschlag

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Allerdings hat Boko Haram schon mehrfach Anschläge auf Ziele verübt, die sie als westlich geprägte Einrichtungen betrachtet - etwa Sportanlagen oder säkular unterrichtende Schulen. Mubi liegt nahe der Grenze zu Kamerun im nigerianischen Bundesstaat Adamawa. Dort gilt seit mehr als einem Jahr der Ausnahmezustand wegen des Kampfes der Armee gegen Boko Haram.

Blutbad in drei Dörfern

Am Samstag wurden im Norden des Landes drei Dörfer Ziele blutiger Attacken. Die Zeitung "Vanguard" berichtet, die Angreifer seien auf Lastwagen mit Sturmgewehren, Benzinbomben und Sprengstoff in die Dörfer Kanari, Wazarde und Gula eingedrungen und hätten mindestens 42 Bewohner getötet. Die Dörfer liegen im Bezirk Gamboru im Bundesland Borno, das an Kamerun grenzt. "Das Schießen dauerte etwa sieben Stunden", sagte ein Zeuge.

Am Sonntag rückten Bewaffnete in die Stadt Madagali im Bundestaat Adamawa ein und schossen wahllos auf Einwohner. Über mögliche Opfer liegen keine Angaben vor.

Kamerun wird aktiv

Inzwischen verstärkt die Regierung des Nachbarlands Kamerun den Druck auf Boko Haram. Dort ließ die Terrorgruppe zwei italienische Priester und eine kanadische Nonne frei, die sie am 4. April im Norden Kameruns verschleppt hatte, wie das Staatsfernsehen meldet. Das Außenministerium in Rom bestätigte die Freilassung.

Soldaten des Schnellen Eingreif-Bataillons aus Kamerun auf einer Patrouille (Foto: AFP/Getty Images)
Soldaten des Schnellen Eingreif-Bataillons aus Kamerun auf einer PatrouilleBild: AFP/Getty Images

Kurz danach lieferten sich Militäreinheiten und ein Boko Haram-Trupp ein schweres Gefecht, bei dem mindestens 40 Islamisten getötet wurden. Nach einem Bericht der Zeitung "The Punch" hatte die Regierung Kameruns erst vor einigen Tagen die Militärpräsenz im Grenzgebiet zu Nigeria verstärkt. Die Boko-Haram-Extremisten haben ein großes Gebiet entlang der Grenze zu Kamerun unter ihrer Kontrolle.

Die vor zehn Jahren gegründete Boko Haram kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen sogenannten Gottesstaat. Bei vielen Anschlägen auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen wurden seit 2009 tausende Menschen getötet. Für weltweite Empörung sorgte im April die Entführung von mehr als 200 christlichen Schülerinnen. Der UN-Sicherheitsrat stuft Boko Haram seit kurzem als Terrororganisation ein.

Auch Ecowas engagiert sich

Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas will im Kampf gegen die Extremistengruppe künftig enger mit den zentralafrikanischen Staaten zusammenarbeiten. Es solle eine Partnerschaft zur effektiven Bekämpfung von Terrorismus vereinbart werden, hieß es am Samstag in der Abschlusserklärung einer Sicherheitskonferenz der Ecowas im ghanaischen Accra. Nigeria hatte von den Regierungen der Nachbarländer Kamerun, Tschad und Niger mehrfach ein größeres Engagement gegen Boko Haram gefordert.

kle/sti (afp, dpa, ape, rtr)