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Übergriffe in australischem Flüchtlingslager

10. August 2016

Interne Berichte zeigen: In Australiens umstrittenem Flüchtlingslager auf der Pazifikinsel Nauru herrschen skandalöse Zustände. Es geht um Vergewaltigungen, Gewalt gegen Kinder und Selbstverletzungen der Insassen.

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Flüchtlinge auf der Insel Nauru halten Protest-Schilder hoch (Foto: dpa)
Flüchtlinge fordern ein Ende ihre Internierung auf der Insel Nauru (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/Refugee Action Coalition Sydney

Die britische Zeitung "The Guardian" hat rund 2000 Dokumente veröffentlicht, die erneut die katastrophale Lage von Flüchtlingen auf der Pazifikinsel Nauru aufzeigen. Die Berichte wurden laut "Guardian" von Mitarbeitern des Lagers verfasst. Die sogenannten "Nauru Files" dokumentieren Vorfälle zwischen Mai 2013 und Oktober 2015. Die Berichte stammen laut der Zeitung von Wachleuten, Sozialarbeitern und Lehrern des Lagers.

Berichte über "duschen gegen Sex"

Sie beschreiben sexuellen Missbrauch und Gewalt gegen Kinder, Vergewaltigungen von Frauen, Selbstmordversuche und desolate hygienische Zustände. In mehr als der Hälfte der Fälle seien die Opfer Kinder, schreibt der "Guardian".

So ist in den Dokumenten unter anderem die Rede von einem Jungen, dem Wärter mit dem Tod drohten und von einer jungen Frau, die für eine längere Dusche sexuelle Dienste erbringen sollte. Eine andere Frau soll versucht haben, sich zu erhängen, ein Mädchen nähte sich den Berichten zufolge aus Protest gegen ihre Behandlung die Lippen zu. Ein weiteres Mädchen schrieb im Jahr 2014 in ihr Schulbuch, dass sie müde sei, das Lager nicht möge und "sterben will".

Australien will Vorwürfe prüfen lassen

Australiens Premierminister Malcolm Turnbull erklärte, das veröffentlichte Material werde untersucht. Die Regierung betonte, es handele sich bei den Berichten um ungeprüfte Anschuldigungen und nicht um Fakten oder Ermittlungsergebnisse. Alle mutmaßlich kriminellen Vorfälle würden der Polizei von Nauru zur Überprüfung gemeldet. Australien werde Nauru weiterhin dabei unterstützen, für das Wohlergehen der Flüchtlinge auf der Insel zu sorgen.

Nauru ist der kleinste Inselstaat der Welt mit weniger als 10.000 Einwohnern. Bei der letzten Zählung im vergangenen Juni lebten dort rund 440 Flüchtlinge.

Menschenrechtler fordern Ende der Internierungen

Schon mehrfach hatten Menschenrechtsorganisationen auf die unwürdige Unterbringung der Menschen auf Nauru wie auch auf der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Manus hingewiesen. Dorthin lässt die australische Regierung alle Bootsflüchtlinge bringen, die grundsätzlich nicht ins Land gelassen werden. Auch wenn ihre Asylanträge angenommen werden, müssen die Flüchtlinge dort bleiben. Australien hat mit den Regierungen beider Inseln entsprechende Abkommen geschlossen.

Ein Australier hält ein Schild als Protest gegen das Flüchtlingslager Nauru hoch (Foto: Getty Images)
Ein Australier protestiert gegen die Behandlungen von Flüchtlingen auf Nauru und ManusBild: Getty Images/L. Ascui

Amnesty International und andere Organisationen kritisierten die australische Regierung nach Bekanntwerden der "Nauru Files" scharf und forderten ein Ende der australischen Internierungspolitik. Alle Flüchtlinge und Asylsuchenden auf den Inseln müssten "sofort umgesiedelt" werden, erklärte Amnesty. Auch das Kinderhilfswerk "UNICEF Australien" forderte eine andere Lösung. Es gebe mittlerweile "unstrittige, gehäufte Beweise" dafür, dass Kinder auf Nauru nicht sicher seien.

cw/uh (dpa, apf, epd)