1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ölpreis gibt weiter nach

26. Mai 2017

Die Organisation der erdölexportierenden Länder hat am Donnerstag entschieden, die bestehende Kürzung der Fördermengen zu verlängern. Trotzdem gaben die Ölpreise am Freitag weiter nach.

https://p.dw.com/p/2dbiC
Österreich OPEC Logo
Bild: picture-alliance/dpa/B. Gindl

Die Ölpreise haben am Freitag im frühen Handel an ihre weiter nachgegeben. Ein Barrel (159 Liter je Fass) der US-Sorte WTI kostete am Morgen 48,63 Dollar und somit 27 Cent weniger als am Vortag. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete mit 51,26 US-Dollar 20 Cent weniger.

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und elf wichtige Förderstaaten außerhalb des Kartells hatten Donnerstagabend in Wien beschlossen, ihre seit Januar geltende Produktionskürzung zu verlängern.

Nach Auslaufen der Frist Ende Juni wollen sie nun weitere neun Monate insgesamt 1,8 Millionen Barrel weniger Rohöl täglich zu fördern. "Neun Monate sind das Optimum", begründete Saudi-Arabiens Energieminister Khalid Al-Falih die Verlängerung der Frist.

Das Kartell und seine Partner wollen so das Überangebot auf dem Weltmarkt verringern und damit die Preise stützen. Erklärtes Ziel ist es, die Ölvorräte von einem aktuellen Rekordhoch von drei Milliarden auf 2,7 Milliarden Fässer zu senken - dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.

Enttäuschte Erwartungen

Doch die Öl-Staaten konnten mit ihrer Einigung nicht die hohen Erwartungen der Teilnehmer am Öl-Markt erfüllen. Die hätten sich tiefere Einschnitte oder eine noch längere Drosselung zur Stabilisierung der Preise erhofft.

"Die Latte der Erwartungen lag letztlich so hoch, dass eine bloße Verlängerung des Status Quo um neun Monate für Enttäuschung sorgte", analysierte die Commerzbank.

Im Sommer 2014 lag der Preis mit 115 Dollar noch mehr als doppelt so hoch wie jetzt. Anfang 2016 fiel der Preis nach einer Ölschwemme unter die 30-Dollar-Marke. Zwischenzeitlich hat sich der Preis bei rund 50 Dollar eingependelt.

Saudi-Arabiens mächtiger Ölminister zeigte sich von den fallenden Preisen nach der Entscheidung wenig beeindruckt: "Ich mache mir nie Sorgen über die tägliche Marktreaktion", so Al-Falih. Der langfristige Trend, etwa das Sinken der Ölvorräte, zeige in die richtige Richtung.

Auch Nicht-Mitglied Russland sieht das Bündnis mit den Opec-Staaten als Erfolgsmodell, das vertieft werden sollte. Die Allianz starte in eine neue Ära der Kooperation, sagte Energieminister Alexander Nowak. "Um die volle Wirkung zu erzielen, brauchen wir noch einige Monate", meinte Nowak.

Die Verlängerung des Förderlimits ist allerdings eine Gratwanderung zwischen dem Versuch der Preisstützung und dem Kampf um Marktanteile. Besonders Opec-Staaten wie das von Unruhen und wirtschaftlichem Chaos geplagte Venezuela wären auf steigende Einnahmen aus dem klassischen Ölgeschäft angewiesen.

USA Fracking Texas
Fracking in den USA (hier eine Anlage in Texas) - eine "Bedrohung" für die Opec-Pläne?Bild: Getty Images/S. Platt

Fracking-Comeback in den USA

Zugleich macht aber ein steigender Ölpreis die Erschließung von Schieferöl-Feldern in den USA attraktiv, wo der Rohstoff auch mit der moderneren, aber auch umstrittenen Fracking-Methode gefördert wird. Während des Preisverfalls der vergangenen beiden Jahre hat die Branche nicht geschlafen. Machten US-Firmen vor einigen Jahren erst ab einem Ölpreis von 60 Dollar Profit, reichen ihnen inzwischen schon 30 Dollar.

Derzeit pumpt die US-Ölindustrie wieder so viel Öl an die Oberfläche wie vor einigen Jahren, als die Ölschwemme erstmals die Preise ins Rutschen brachte. Sollten die USA die Öl-Lücke der Opec in den kommenden Monaten schließen, würde die erhoffte Wirkung des Kartells am Markt verpuffen.

Während viele Opec-Minister die wieder zunehmende Schieferöl-Produktion nicht überbewerten wollten, sprach der Ölminister Venezuelas, Nelson Martínez, von einer "Bedrohung".

Am 30. November kommen die Opec-Mitglieder erneut in Wien zusammen, um die Lage zu beraten. Außerdem wollen sie enger mit Nicht-Opec-Partnern wie Russland zusammenarbeiten. Saudi-Arabien will zudem seine Exporte in die USA verringern. Doch das ist nicht ohne Risko: Die Opec-Länder und Russland drohen Marktanteile an die US-Ölkonzerne zu verlieren.

Die Opec steht für rund ein Drittel des weltweiten Rohöl-Angebots. Neben dem Kartell-Mitglied Saudi-Arabien sind Russland und die USA mit großem Abstand und einer Förderung von je etwa neun bis zehn Millionen Fässern Öl am Tag die größten Ölproduzenten der Welt.

bea/hb (dpa,rtr)