Ölpest: Wusste BP von undichtem Zement?
29. Oktober 2010Die von US-Präsident Barack Obama eingesetzte Kommission hat schwere Vorwürfe erhoben und das US-Unternehmen Halliburton räumte jetzt erstmals zumindest Versäumnisse ein: Ja, vor der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April sei die Zementmischung zum Abdichten der Quelle in letzter Minute geändert worden. Und ja, dieser Mix sei nicht mehr auf seine Stabilität hin getestet worden. Das gab der von der britischen Betreiberfirma BP beauftragte Konzern am Freitag (29.10.2010) zu, der den Zement geliefert hatte.
Probleme waren seit Wochen bekannt - keine Konsequenzen
Halliburton nahm damit Stellung zum Bericht der Untersuchungskommission, die den Konzern beschuldigte, verheerende Fehler gemacht zu haben. Dadurch trage er vermutlich eine erhebliche Mitschuld an der Explosion der Anlage, erklärte das Gremium in Washington. Halliburton und BP seien die Probleme bereits Wochen vor dem Unglück bewusst gewesen, sagte Kommissionsleiter Fred Bartlit.
In dessen Schreiben heißt es, von vier Tests zur Stabilität des Zements, die im Februar und April durchgeführt wurden, sei nur einer erfolgreich gewesen. Die Kommission veröffentlichte außerdem die Ergebnisse einer nachträglichen Untersuchung der fraglichen Zementkombination. Diese Tests kamen zu dem Schluss, dass der Zement undicht war: Öl und Gas hätten in die Quelle eindringen und die verhängnisvolle Explosion auslösen können.
Größte Ölpest in der Geschichte der USA
Dies weckte besondere Zweifel an der Aussagekraft der vom Lieferanten Halliburton in Auftrag gegebenen Tests. Das Unternehmen versuchte, die voneinander abweichenden Ergebnisse zum Beispiel mit unterschiedlichen Zementmischungen und unterschiedlichen Testmethoden zu erklären.
BP selbst hatte Halliburton bereits in der Vergangenheit für das Unglück mitverantwortlich gemacht. Die Regierungskommission will im Dezember ihren Abschlussbericht präsentieren.
Bei der Explosion der Ölplattform waren elf Arbeiter ums Leben gekommen. Aus der lecken Ölquelle flossen mehr als 780 Millionen Liter Öl ins Meer: Die größte Ölpest in der Geschichte der USA. Erst Mitte Juli konnte das Bohrloch nach einer Serie von Rückschlägen und Pannen provisorisch verschlossen werden.
Bis zur endgültigen Versiegelung sollten noch mehrere Wochen vergehen.
Autor: Siegfried Scheithauer (dapd, rtr, dpa)
Redaktion: Martin Schrader