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Ökologisch korrekt gegen konkurrenzlos billig

Insa Wrede16. Januar 2004

Alle wollen lieber "Öko" - zumindest immer dann, wenn über Genfood debattiert oder ein Lebensmittelskandal aufgedeckt wird oder man "mal probieren darf". Doch die Ökobauern haben mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen.

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Heile Welt auf dem Bio-Bauernhof?Bild: AP

Öko ist im Kommen, seitdem die Bundesregierung die Agrarwende vorantreibt. So hat sich in den letzten drei Jahren der Anteil der Öko-Fläche in Deutschland verdoppelt. Inzwischen werden rund vier Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche für Ökolandbau benutzt.

Renate Künast für Frauengalerie
Agrarministerin Renate KünastBild: dpa zb

Das Ziel von Bundesagrarministerin Renate Künast (Foto) ist aber noch lange nicht erreicht: Bis 2010 soll 20 Prozent der Fläche ökologisch bewirtschaftet werden. Heinz Wendt vom Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik hält dagegen: "Das wird ganz sicher nicht erreicht. Der euphorischen Phase ist jetzt eine Phase der Konsolidierung, der Ernüchterung gefolgt."

Was bringt die EU-Osterweiterung?

"Ökolebensmittel sind grundsätzlich in dem Marktsegment qualitativ hochwertiger Lebensmittel angesiedelt und in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten werden die weniger nachgefragt", nennt Wendt noch einen weiteren Grund für seinen gebremsten Optimismus. Hinzu kommt die ausländische Konkurrenz: Ökolandbau ist sehr arbeitsintensiv. Aufgrund niedriger Lohnkosten können Ökoprodukte aus beispielsweise Osteuropa billiger angeboten werden als deutsche.

Heuernte
Mit traditionellen Methoden bringen Sigmund Schnur, August Jäger, und Walter Schillinger das Heu ein.Bild: AP

Mit dem Beitritt der meist stark landwirtschaftlich geprägten osteuropäischen Länder zur EU dürften dann noch mehr billige Ökoprodukte auf den europäischen Markt kommen. Schlecht für deutsche Ökobauern, gut für die Verbraucher. Auch andere europäische Länder werden das unter Umständen zu spüren bekommen.

Derzeit werden in Europa rund drei Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet. Klassenbester ist Österreich, wo auf acht Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch angebaut wird. Danach kommen Finnland mit sieben Prozent, Dänemark und Schweden mit sechs und Großbritannien mit vier Prozent.

Bei den Biobauern löst die Osterweiterung keine Panik aus. Der grüne Europaparlamentarier und Agrarexperte Friedrich Graefe zu Baringdorf sagte in einem Zeitungsinterview, er sei zuversichtlich, dass jetzt die Zeit der Agrarfabriken vorbei sei. Er sehe die neue Konkurrenz aus dem Osten nicht als Gefahr. "West- und osteuropäische Bauern sind doch keine Gegner". Der wahre Kampf finde zwischen den Agrarfabriken und der regionalen Landwirtschaft statt.

Kampf gegen konventionelle Billigware

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Landwirt Werner Hogrefe pflügt sein Feld in der Nähe von BraunschweigBild: AP

Die deutschen Ökobauern haben also vor allem mit den billigen Produkten aus dem konventionellen Anbau zu kämpfen. Folgt daraus, dass Öko zu teuer ist? Genau genommen kann man wohl eher sagen: Konventionelle Landwirtschaft ist zu billig. Und mit der Verwendung von Gentechnik wird sie in Zukunft eher noch billiger werden.

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Jeweils sechs Hennen teilen sich in einer Legebatterie in Cloppenburg einen Käfig mit einer Grundfläche von 3.000 Quadratzentimetern.Bild: AP

Während die Preise für Ökoprodukte einigermaßen die tatsächlichen Produktionskosten widerspiegeln, tun das Preise in der konventionellen Landwirtschaft nicht. Kosten, die durch Wasserverschmutzung, Pflanzenschutzmittel, Nitrate, Verlust der Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit entstehen, fließen nicht in die Produktionskosten ein, da sich die Landwirte nicht um die Schadensbeseitigung kümmern müssen.

Dagegen haben die Biobauern gerade die höheren Produktionskosten, um solche Umweltkosten zu vermeiden. Denn ökologischer Landbau zeichnet sich dadurch aus, dass umweltfreundliche Verfahren angewandt werden und wenig oder keine synthetischen chemischen Düngemittel, Pestizide, Zusatzstoffe und Arzneimittel benutzt werden.

Kampf und Einflussnahmen

Wie auch immer die Zukunft des Ökolandbaus aussehen wird - zumindest habe er schon jetzt einen positiven Einfluss auf die konventionelle Landwirtschaft, meint Heinz Wendt. Beispielsweise würde beim Anbau von Obst und Gemüse zum Teil eine integrierte Produktionsweise angewandt. "Da werden Pflanzenschutz und Düngemittel deutlich reduziert." Auch im konventionellen Bereich habe eine deutliche Reduktion im Einsatz von Chemie stattgefunden.