Äthiopien: Kaffeebauern in der Krise
Eine Tasse Kaffee kann in Berlin, Washington oder London gut und gerne drei, vier Dollar oder Euro oder Pfund kosten. Den Kaffeebauern in Äthiopien bleiben pro Kilogramm Kaffee derzeit 29 Cent - zu wenig zum Leben.
"Kaffee ist unser Leben"
"Wir verlieren die Hoffnung", sagen Mitglieder der Kaffee-Kooperative Tilamo, zu der auch Aster Utala aus Äthiopien gehört, "dabei ist Kaffee hier unser Leben." Wegen verfallender Kaffeepreise besteht die Gefahr, dass ganze Plantagen aufgegeben werden: Sie können die Kaffeebauern nicht mehr ernähren.
Die Kaffeepreise sinken
Bauern waschen Rohkaffee in der Tilamo-Kooperative in Äthiopien. Der Kaffeepreis hat vor wenigen Wochen den tiefsten Stand seit fast 13 Jahren erreicht: Mitte September kostete ein Kilo an der Rohstoffbörse noch 2,09 US-Dollar - das war so wenig wie seit Dezember 2005 nicht mehr. Seit dem letzten Preis-Hoch vor sieben Jahren ist der Kaffeepreis um ein Drittel gefallen.
Kaffeeplantage in Brasilien
Hauptgrund für den Preisrutsch: eine Rekordernte in Brasilien - und Brasilien ist bei weitem der wichtigste Kaffee-Produzent weltweit. Bei den Herkunftsländern folgen auf Brasilien Vietnam und Kolumbien. Äthiopien liegt auf Platz sechs und hatte 2017 gut 470.000 Tonnen Kaffeebohnen geerntet. In Brasilien waren es fast 2,7 Millionen Tonnen.
Rohkaffee bringt viel weniger Geld als gerösteter Kaffee
Kaffeebauern in den Herkunftsländern, wie hier in der Kooperative in Sidana, Äthiopien, verdienen nur an den ungerösteten Kaffeebohnen. Erst in den wichtigen Abnehmerländern wird der Kaffee geröstet und veredelt. Oft werden dazu unterschiedliche Lieferungen aus vielen Ländern gemischt, um einen gleichbleibenden Geschmack zu erreichen.
Über Hamburg kommt der Kaffee nach Europa
Wichtigste Häfen für die Kaffeelieferungen nach Europa sind neben Hamburg auch Bremen oder das belgische Antwerpen. Zwischen den großen internationalen Kaffeefirmen wie Nestlé, Starbucks oder Jacobs Douwe Egberts herrscht scharfer Wettbewerb - auch das lässt immer wieder die Preise purzeln.
Fairtrade ist gut, aber ...
Abhilfe gegen Preisschwankungen kann fair gehandelter Kaffee leisten, er trägt das sogenannte Fairtrade-Label. Aber es gibt Kritik: "Faitrade ist gut, aber es ist nur ein bisschen besserer Weg in einem unfairen Markt", sagen Aktivisten der "Kaffee-Kooperative". Sie fordern, die Veredelung von Kaffeebohnen müsse in den Ernteländern geschehen. Erst damit sei wirklich Geld zu verdienen.
Hamburger Kaffeenasen und -gaumen
"Wir haben Tausende unterschiedlicher Rezepte, um immer die gleiche Qualität zu produzieren", sagt ein Manager von Jacobs Douwe Egberts. Das mindert die Chancen einzelner Produzenten in den Herkunftsländern, ihren Kaffee unter eigener Marke zu verkaufen - damit aber ließe sich mehr Geld verdienen.
Kaffeeernte ist Handarbeit
Kaffeeernte ist harte Handarbeit. Hier werden im äthiopischen Sidana Bohnen aussortiert, die den Qualitätsstandards der Kooperative Tilamo nicht genügen. Kaffee ist ein wichtiger Rohstoff; aber anders als bei Öl oder Gas haben die Produzenten wenig davon.