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Präsident Mursi versteht keinen Spaß

1. April 2013

Ein Komiker macht Witze über Politiker. In Deutschland ist das an der Tagesordnung. Anders in Ägypten. Dort geht die Justiz wegen politischer Witze über den Präsidenten gegen einen der beliebtesten Satiriker vor.

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Bassem Jussif beim Verlassen des Gerichts(Foto: afp/getty images)
Bassem JussifBild: Getty Images

Der Komiker Bassem Jussif (Bild) muss wegen seiner Witze über den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi zunächst nicht in Haft. Die Staatsanwaltschaft ließ ihn am Sonntag nach einem Verhör gegen eine Kaution von umgerechnet rund 1700 Euro wieder gehen. Die Ermittlungen dauerten jedoch an, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Der beliebte Komiker hatte sich der Polizei gestellt, nachdem der Generalstaatsanwalt am Samstag die Verhaftung des 39-Jährigen angeordnet hatte. Ihm wird vorgeworfen, mit seinen Parodien in der Fernsehshow "Al-Barnameg" Mursi und den Islam beleidigt zu haben.

Nach Angaben der Zeitung "Al-Ahram" hatten mindestens zwölf Personen Anfang März Klage gegen Jussif eingereicht, weil er Mursi beleidigt habe. In einer Parodie soll er sich über den Pharao - gemeint war Präsident Mursi - lustig gemacht haben. Außerdem habe er den Islam verunglimpft. Schon im Januar hatten islamistische Anwälte versucht, den Komiker vor Gericht zu bringen.

Jussif: "Mache nur meinen Job"

Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe weist der Kabarettist mit Nachdruck zurück. Wenn gegen irgendjemanden wegen Religionsbeleidigung ermittelt werden sollte, dann gegen diejenigen, die den Islam als Waffe und politisches Instrument ausnutzten. Jussif bestreitet nicht, dass er sich über die politische Kaste lustig macht. Es sei aber sein Job als Satiriker, Politiker aller Strömungen zu verspotten, betonte der ehemalige Arzt.

Jussif wurde während des Volksaufstandes 2011 bekannt, der zur Absetzung von Präsident Hosni Mubarak führte. Seine satirische Show wurde zunächst im Internet und später auch im ägyptischen Fernsehen ausgestrahlt. Dort widmet er sich den politischen Größen des Landes. Ein paar Beispiele: Im vergangenen Jahr machte er sich über die häufige Nutzung des Wortes "Liebe" durch Mursi lustig. So sang Jussif ein Liebeslied während er ein rotes Kissen mit dem Konterfei von Mursi anschmachtete. Als er sich an diesem Sonntag den Behörden stellte, trug Jussif einen überdimensionierten Hut, der dem nachempfunden war, den Mursi im März bei der Verleihung einer Ehrendoktorwürde in Pakistan trug.

Opposition hat Angst um freie Meinungsäußerung

Das Verhör des Satirikers hat in Ägypten Sorgen über den Umgang mit freier Meinungsäußerung hervorgerufen. Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei kritisierte die Repressionen gegen Jussif scharf. Über Twitter erklärte der Oppositionsführer, ein solches Vorgehen kenne man nur von "faschistischen Regimen". Das sei ein Zeichen für die Unsicherheit und die "Wagenburgmentalität" der islamistischen Regierung. "Es ist der erneute Versuch, die Revolution zu vereiteln." Seit die Muslimbruderschaft in Ägypten an der Macht ist, häufen sich Klagen gegen Kritiker der Regierung.

qu/se (dpa,rtr,AP)