Ex-Präsident Mursi zum Tode verurteilt
16. Mai 2015Knapp zwei Jahre nach seinem Sturz durch die Armee hat ein Gericht in Ägypten den islamistischen Ex-Präsidenten Mohammed Mursi wegen Organisation eines Gefängnisausbruchs zum Tode verurteilt. Mursi soll sich laut Anklage Anfang 2011 mit der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah dazu verschworen haben, den Ausbruch zu organisieren.
Das Urteil muss vom ägyptischen Mufti bestätigt werden. Im Anschluss daran kann dagegen noch Berufung eingelegt werden. Mursi war im Vormonat bereits in einem anderen Verfahren wegen Anstiftung zur Gewalt gegen Demonstranten zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
In dem Prozess um Gefängnisausbrüche während der Revolte gegen Mursis Vorgänger Husni Mubarak im Jahr 2011 wurde zudem gegen mehr als hundert weitere Funktionäre und Anhänger der verbotenen Muslimbruderschaft die Todesstrafe verhängt. Mursi hörte die Urteilsverkündung in einem Käfig im Gerichtssaal, viele der weiteren Angeklagten, darunter der bekannte islamische Geistliche Jussuf al-Karadawi, wurden in Abwesenheit verurteilt.
Mursi war nach dem Sturz Mubaraks im Februar 2011 der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens, im Juli 2013 wurde er vom Militär entmachtet. Nach Mursis Absetzung kam der heutige Staatschef Abdel Fattah al-Sisi an die Macht. Seitdem wurden mehr als 1400 Mursi-Anhänger getötet und mehr als 15.000 weitere inhaftiert. Frühere Massenprozesse, bei denen im Schnellverfahren hunderte Islamisten zum Tode verurteilt wurden, lösten internationale Proteste aus.
stu/pg (afp, dpa, rtr)