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Ägypter im Wahlfieber

23. Mai 2012

Premiere: 15 Monate nach dem Sturz des Langzeitmachthabers Mubarak wird in Ägypten erstmals demokratisch ein Präsident gewählt. Zwölf Kandidaten bewerben sich um das Amt. Der Andrang an den Wahllokalen ist groß.

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Ägpterinnen bei der Wahl(Foto: reuters)
Ägypten PräsidentenwahlBild: Reuters

Vor den Wahllokalen bildeten sich vielerorts lange Warteschlangen. Die ersten Menschen kamen schon Stunden vor Öffnung der Wahllokale. Abgestimmt werden kann bis Donnerstagabend.

Zu den aussichtsreichsten Bewerbern zählen der frühere Chef der Arabischen Liga und Ex-Außenminister Amr Mussa, der von den radikal-islamischen Salafisten unterstützte frühere Muslim-Bruder Abdel Moneim Abol Fotuh und Mubaraks letzter Ministerpräsident Ahmed Schafik. Gut im Rennen dürfte auch der Muslim-Bruder Mohamed Nursi liegen, dessen Partei aus der Parlamentswahl als stärkste Kraft hervorgegangen war.

Selbst kundige Beobachter halten sich mit Voraussagen über den Ausgang des zweitägigen Wahlgangs zurück, da Meinungsforschung im bevölkerungsreichsten Land der arabischen Welt noch in den Anfängen steckt. Wegen der hohen Zahl der Kandidaten wird aber damit gerechnet, dass keiner von ihnen im ersten Durchgang die nötigen 50 Prozent erhalten wird.

Ägypten: Erste freie Präsidentenwahl

Entscheidung fällt wohl erst in Stichwahl

Die Entscheidung dürfte voraussichtlich am 16. und 17. Juni in einer Stichwahl unter den beiden Erstplatzierten fallen. Der neue Präsident soll am 1. Juli sein Amt antreten und damit sechs Jahrzehnte der Dominanz des Militärs beenden. Der langjährige Staatschef Husni Mubarak musste im Februar 2011 nach wochenlangen Massenprotesten zurücktreten. Danach hatte ein Militärrat die Macht übernommen. Alle bisherigen Präsidenten Ägyptens stammen aus der Armee.

Fünf aussichtsreiche Kandidaten: Ahmed Schafik, Hamdeen Sabahi, Amr Mussa, Mohamed Mursi, Abdel Moneim Abol Fotuh (von links nach rechts, Foto: AP)
Fünf aussichtsreiche Kandidaten: Ahmed Schafik, Hamdeen Sabahi, Amr Mussa, Mohamed Mursi, Abdel Moneim Abol Fotuh (von links nach rechts)Bild: Reuters

Mubarak, sein Sohn Gamal und verschiedene andere Ex-Funktionäre dürfen laut einer Mitteilung der Wahlkommission vom Dienstag nicht abstimmen. Welche Machtbefugnisse der Nachfolger Mubaraks haben wird, ist noch unklar, weil demnächst eine Verfassungsreform ansteht. Um Sabotageakte und Gewalt vorzubeugen, wurden schon am Dienstag Soldaten und Polizisten vor wichtigen staatlichen Einrichtungen postiert. Die Schulen bleiben an beiden Tagen geschlossen.

Westerwelle: "Wichtige Wegmarke"

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle sieht die Abstimmung als "historische Zäsur" für das arabische Land. "Die Menschen in Ägypten können zum ersten Mal in der Geschichte des Landes wirklich demokratisch ihr Staatsoberhaupt bestimmen", sagte der FDP-Politiker in Berlin. Die Abstimmung sei eine "ganz wichtige Wegmarke" hin zu einer baldigen Übergabe der Macht in demokratisch legitimierte Hände. Westerwelle erinnerte den Militärrat an dessen Zusage, die Machtübergabe bis spätestens Ende Juni abzuwickeln. Er erwarte, dass es bei diesem vereinbarten Fahrplan bleibe.

qu/kle/rb (rtr, afp, dpa)