Seltener Besuch in Israel
10. Juli 2016Der Nahe Osten befindet sich nach den Worten des ägyptischen Außenministers Samech Schukri "an einem kritischen Wendepunkt". Sein Land wolle zu einer umfassenden Friedenslösung beitragen, "was weitreichende, dramatisch-positive Wirkung auf die gesamte Lage in der Region haben würde", erklärte er zu Beginn eines ersten Gesprächs mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in Jerusalem.
Hintergrund der zuvor nicht angekündigten Reise sind jüngste Bemühungen um die Wiederbelebung einer arabischen Friedensinitiative von 2002 und die zuletzt engere Zusammenarbeit beider Länder bei der Bekämpfung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).
Kairo will Führungsrolle übernehmen
Netanjahu begrüßte die im Mai vom ägyptischen Präsidenten Abdel Fattach al-Sisi geäußerte Bereitschaft, "eine Führungsrolle einzunehmen bei den Bemühungen, Frieden mit den Palästinensern und eine breitere Befriedung in der Region voranzubringen". Dazu sei es nötig, dass sich die Palästinenserführung wieder zu direkten Gesprächen bereit erklärt.
Zuletzt war 2007 ein ägyptischer Außenminister in Israel zu Gast. Nach Angaben aus Kairo sollen im weiteren Verlauf des Besuchs "Details für vertrauensbildende Maßnahmen zwischen Palästinensern und Israelis vorbereitet und ein günstiges Umfeld für Direktverhandlungen geschaffen werden, die auf eine umfassende und gerechte Lösung zielen".
Gemeinsamer Gegner IS
Im israelischen Staatsrundfunk hieß es, auch die Vorbereitung einer baldigen Reise Netanjahus nach Kairo sei Gegenstand der Gespräche. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür aber nicht.
Ägypten war 1979 das erste arabische Land, das den Staat Israel in einem Friedensvertrag anerkannte. Wegen der Besetzung der Palästinensergebiete und des anhaltenden israelischen Siedlungsausbaus waren diese Beziehungen aber nie besonders eng. Angesichts der Bedrohungen durch einen starken IS-Ableger auf der Sinai-Halbinsel hat sich die militärische und geheimdienstliche Zusammenarbeit beider Länder in den vergangenen drei Jahren zunehmend verstärkt.
uh/jj (dpa, afp)