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Zypern "brennt“

Ali Akinci, Lefkosa24. Februar 2003

Bis Ende Februar sollten die Konfliktparteien auf Zypern eine Lösung zur Überwindung der Teilung gefunden haben. Aber eine Einigung ist nach wie vor nicht in Sicht - zum Leidwesen vor allem der Menschen in Nordzypern.

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Nicht alle möchten ein Ende der TeilungBild: AP

"In meinem Herzen lodert das Feuer der Freiheit. Das kann mir niemand nehmen", sagt Zehra Kebapcioglu mit aufgerissenen Augen und klopft sich dabei mit geballter Faust auf die Brust. Stolz sitzt sie auf einem klapprigen Holzstuhl in einer Ecke ihres verrauchten Cafes – beide Hände auf ihren Gehstock gestützt.

"Mutter des Friedens" im "Kommunisten-Cafe"

"Baris Ana", Mutter des Friedens, heißt die 70-Jährige hier im Randbezirk von Lefkosa, der Hauptstadt Nordzyperns, bei Jung und Alt. Seit 28 Jahren betreibt sie das "Kommunisten-Cafe" - so wird es von den Rechten genannt. In den 1960ern kam sie hochschwanger mit vielen Flüchtlingen aus dem Süden, vertrieben von den Griechen, erzählt sie. Viele Gräueltaten seien begangen worden, die sie nicht vergessen könne. Trotzdem, der Jugend zuliebe müsse endlich Frieden herrschen. Griechen und Türken auf Zypern müssten sich die Hand reichen. Außerdem komme man dann in die EU und alles werde bestimmt besser.

Die Jugend verlässt Nord-Zypern

"Mein Haus war immer eine Zuflucht für die, die den Frieden wollen", erklärt Zehra lächelnd und zeigt mit einer Kopfbewegung nach draußen. "Die jungen Leute haben wieder ein Friedensfeuer entfacht", erklärt sie. In der Dämmerung haben sich mehrere Dutzend Jugendliche um ein Lagerfeuer versammelt und skandieren: "Denktasch, tritt zurück!", während aus zwei mannshohen Boxen Protestsongs gegen die Regierung Nordzyperns dröhnen: Der amtierende Präsident Rauf Denktasch ist bei Zehras Gästen nicht sehr beliebt. Man sieht in ihm einen Bremsklotz für den Frieden zwischen "uns und den Griechen. Darum brennen überall, in jedem Dorf, diese Feuer. Wir wollen Frieden, sonst läuft uns die Jugend davon", sagt die "Friedens-Mutter" kopfschüttelnd. Es schmerzt sie, dass Tausende junge Leute die Insel wegen den schlechten wirtschaftlichen und politischen Bedingungen verlassen und nach England oder Australien fliehen. "Nur noch wir, die Alten, und die paar Kinder da draußen sind hier geblieben".

Was kommt nach dem 28. Februar?

"Wenn der Vertrag nicht unterzeichnet wird, dann weiß ich nicht wie es mit uns weiter gehen soll", sagt Zehra. Mit Spannung erwarten sie und ihre Freunde den 28. Februar. An diesem Tag soll der UN-Friedensplan unterzeichnet werden. Doch mit dem Wahlsieg des südzypriotischen Rechtspopulisten Tassos Papadopolus Mitte Februar ist der Traum vom Frieden und dem EU-Beitritt wohl geplatzt, glaubt Zehra. "Da sitzen sich dann zwei Nationalisten gegenüber. Die bleiben hart". Und was dann? "Dann", warnt die alte Frau mit zugekniffenen Augen "werden wohl nicht nur die Holzscheite brennen!"