Zwischen Angst und Ruinen: Die Lage der geflüchteten Jesiden
Tausende Jesiden harren nach ihrer Flucht vor den IS-Terrormilizen im Sindschargebirge aus. Die USA versorgt die Region mit Nahrungsmitteln und Wasser - eine Rettungsaktion hält Washington nun aber nicht mehr für nötig.
Auf der Suche nach Schutz
Egal wohin, einfach nur in Sicherheit: Tausende Angehörige der jesidischen Minderheit sind vor den brutalen Kämpfern der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) geflohen. Glücklich, wer in einem der Lager im Nordirak Unterschlupf gefunden hat: Denn die Versorgungslage der Flüchtlinge im Sindschar-Gebirge ist äußerst schwierig. Forderungen nach mehr Hilfe aus dem Westen nehmen zu.
Massenexodus von Jesiden
Die Jesiden wurden aus den von den IS-Milizen kontrollierten Gebieten so gut wie vollständig vertrieben, oft mit brutaler Gewalt. Tausende flohen nach Syrien, zum Teil sind sie aber inzwischen wieder in den Irak zurückgekehrt, wie hier in Fishkhabour an der syrisch-irakischen Grenze.
Ausgeraubt, gedemütigt, traumatisiert
Die IS-Kämpfer haben den Flüchtlingen häufig Geld, Wertsachen und Pässe abgenommen. Nicht wenige besitzen nur noch, was sie am Leib tragen. Viele Kinder sind nach der erbarmungslosen Vertreibung traumatisiert. Mindestens 500 Jesiden wurden dabei getötet.
Es fehlt am Nötigsten
Es herrscht großer Andrang, als im Nordirak Wasserflaschen an geflohene jesidische Familien verteilt werden. Die Versorgung der Flüchtlinge in den autonomen Kurdengebieten ist eine logistische Herausforderung.
Roter Halbmond im Einsatz
Das gilt auch für die medizinische Versorgung: Mitglieder des kurdischen Roten Halbmondes helfen Flüchtlingen, die am Rande des Sindschar-Gebirges ankommen. Viele von ihnen sind verletzt oder geschwächt von dem langen Marsch, den sie oft zu Fuß zurückgelegt haben.
Leben im Provisorium
Viele Flüchtlinge erwartet im Norden des Irak erst einmal ein trostloses Dasein. Insgesamt soll nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als eine Million Menschen in ganz Irak auf der Flucht sein, darunter neben den Jesiden auch viele Christen.
Ein Stoffhase bleibt vom alten Leben
Angehörige des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR haben unter anderem nahe der nordirakischen Stadt Erbil Zelte für ein provisorisches Flüchtlingslager errichtet. Die Flüchtlinge sind froh, zumindest ein paar Stoffwände ihr Eigen zu nennen - und glücklich über den einen oder anderen persönlichen Gegenstand, den sie aus ihrer Heimat retten konnten.
Versorgung per Hubschrauber
Die US Air Force hat bereits vor einigen Tagen damit begonnen, per Hubschrauber Wasser und Lebensmittel an die Jesiden im Sindschar-Gebirge zu verteilen. Die Flüchtlinge sind dringend auf diese Lieferungen angewiesen, da sie ansonsten von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten sind.
Letzte Rettung aus der Luft
Entsprechend groß ist der Andrang bei der Landung eines irakischen Helikopters am 13. August 2014. Ein geplanter, groß angelegter Rettungseinsatz der US-Armee in der Region soll nun allerdings wahrscheinlich doch nicht stattfinden: Man sei zu dem Schluss gekommen, dass sich dort deutlich weniger Flüchtlinge aufhielten als befürchtet, so das Pentagon.
Hunger, Durst und Todesangst
Die UN gehen davon aus, dass noch etwa 1000 Menschen in dem Höhenzug ausharren. Sie leiden unter großer Hitze und Wassermangel. Dazu kommen bislang noch unbestätigte Berichte des Fernsehsenders CNN, denen zufolge die IS-Milizen etwa 100 jesidische Frauen und Kinder aus dem Sindschar-Gebirge entführt haben sollen. Wer kann, versucht sich in einen der Hubschrauber zu retten.
Frauen, Kinder und Verletzte zuerst
Die Hilfskräfte versuchen, vor allem verletzte oder sehr geschwächte Flüchtlinge sowie Frauen und Kinder auszufliegen. Kürzlich stürzte tragischer Weise einer der Hubschrauber bei einer der Rettungsaktionen ab - er war überladen, weil er zu viele Personen an Bord hatte.
Kritik an Untätigkeit des Westens
Überall in Europa demonstrieren Angehörige der Jesiden für mehr westliche Unterstützung - wie hier in Hannover. Sie fordern mehr humanitäre Hilfe, aber auch Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak, um dem Vormarsch der IS-Milizen etwas entgegensetzen zu können.