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Zwei irreguläre Tore

Thomas Klein18. Oktober 2015

In beiden Sonntagspartien des 9. Bundesliga-Spieltags gibt es jeweils nur ein Tor zu bejubeln. Beide hätten von den Schiedsrichtern nicht als solche gewertet werden dürfen. Besonders das von Hannover in Köln.

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Bundesliga Köln gegen Hannover Leon Andreasen Handtor
Bild: imago/T-F-Foto

Peter Stöger nahm seine Brille von der Nase, hielt sie in die Luft und zeigte mehrmals mit dem Finger drauf. Ein deutlicher Wink an den Schiedsrichter Bastian Dankert. Der Trainer des 1. FC Köln wollte ihm deutlich machen: Hast Du das nicht gesehen? Aber Dankert war nicht der Einzige, der die eigentlich unstrittige Szene in der 38. Minute offensichtlich nicht beobachtet hatte. Auch der Linienrichter hatte nicht die Fahne gehoben, als Leon Andreasen von Hannover 96 nach einer Ecke und Kopfballverlängerung den Ball aus drei Metern deutlich mit dem Arm ins Tor der Kölner drückte (Foto oben).

Das 0:1 (0:1) gegen den bis dahin Tabellenvorletzten ist bitter für die Kölner, die mit Platz fünf den besten Bundesligarang seit 19 Jahren inne hatten und hochmotiviert waren. Natürlich stellt sich die Frage, ob die Kölner ohne das Gegentor mindestens einen Punkt, wenn nicht sogar drei geholt hätten. "Es ist ärgerlich - schönen Gruß an den Deutschen Fußball-Bund - dass wir heute Handball-Schiedsrichter hatten", bemerkte Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke. "Ein glücklicher Sieg", gab auch Hannovers Trainer Michael Frontzeck zu. "Wir nehmen die drei Punkte gerne mit."

Chance vertan

Es war eine Szene, die im Fußballalltag (noch) ohne Videobeweis des öfteren passiert. Auch wenn das kein Trost für die Kölner zum jetzigen Zeitpunkt ist. Viel interessanter war die Szene eigentlich, weil es eine Chance war - in zweifacher Hinsicht. Zum einen war es eine einfache Möglichkeit für Andreasen, ein reguläres Tor zu erzielen. Zum anderen - und noch viel wichtiger - war es eine Chance, den Fairplay-Gedanken des Sports zu beleben.

Bundesliga Köln gegen Hannover
Verärgert: Kölns Sportdirektor Schmadtke (l.)Bild: D. Grombkowski/Bongarts/Getty Images

Nach seinem Tor war der Däne zu seinem Trainer gerannt. Vermutlich hatte er Frontzeck erzählt, dass er den Arm benutzt hatte - auch wenn dieser das nach dem Spiel gegenüber dem Sky-Reporter deutlich verneinte. Viel beeindruckender wäre es gewesen, wäre er zu Schiedsrichter Dankert gelaufen und hätte ihm das gesagt. Dann hätte Dankert seine Entscheidung revidieren können. Und Andreasen hätte sich bei Kollegen und vor allem den Fans in der ganzen Bundesliga höchsten Respekt verdient.

Zieler mit tollen Paraden

Wünschenswert wäre eine solche Geste. Aber vermutlich ist ein solcher Gedanke von einem Profi, der den Fußball als Beruf ausübt, nicht zu erwarten. Ebenso von einem Trainer, der um seinen Job bangen muss, weil sein Team im Tabellenkeller steht. Und er wird vielerorts ja auch nicht vorgelebt innerhalb der Verbände im Fußball.

So also entscheidet ein irreguläres Tor eine Partie, in der sich Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler mal wieder eine Nominierung von Bundestrainer Joachim Löw verdient hätte, weil er die vielen Torchancen des 1. FC Köln vereitelte. Laut Statistik der Sportschau hatte der Gastgeber rund 60 Prozent Ballbesitz. Dagegen hatte Hannover mit 58 Prozent deutlich mehr Zweikämpfe gewonnen. Ob die Motivation dafür durch das überraschende Tor oder der Tabellensituation geschuldet war, kann weder die Statistik noch die Autorin klären.

Elfmeter verschossen

Ebenfalls nur ein Tor gab es im zweiten Sonntagsspiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Ingolstadt zu bejubeln. Sutttgarts Florian Klein ließ in der 59. Minute Ingolstadts Markus Suttner mit einem Haken ins Leere laufen und schoss den Ball dann flach von rechts ins Tor. Aber: In der Mitte berührte Daniel Didavi, der knapp im Abseits stand, den Ball noch leicht. Er gilt auch als der offizielle Torschütze. Hier eine, im Gegensatz zum ersten Sonntagsspiel, sehr schwere Ad-hoc-Entscheidung für die Schiedsrichter.

Für Aufsteiger Ingolstadt ist die 0:1 (0:0)-Niederlage umso ärgerlicher, weil der FCI gleich zu Beginn der Partie die große Chance hatte, in Führung zu gehen. In der 4. Minute zeigte der Schiedsrichter zu Recht auf den Elfmeterpunkt, nachdem Stuttgarts Martin Harnik im eigenen Strafraum Benjamin Hübner von hinten von den Beinen holte. Doch VfB-Torwart PrzemyslawTyton sprang beim Strafschuss von Mathew Lecki in die richtige Ecke und blockte den Ball ab. Der VfB, der durch den Sieg drei Plätze gut machte und nun Tabellenfünfzehnter ist, muss im nächsten Spiel auf jeden Fall auf Mittelfeldspieler Serey Die verzichten. Der Profi von der Elfenbeinküste musste nach einer Gelb-Roten Karte vom Platz.

Borussia weiter erfolgreich

Die weiteren Ergebnisse: Tabellenführer Bayern München setzte sich mit 1:0 (0:0) bei Werder Bremen durch. Borussia Mönchengladbach bleibt unter Interimstrainer Andre Schubert erfolgreich - 5:1 (1:1) bei Eintracht Frankfurt. Aufsteiger Darmstadt gewann überraschend mit 2:0 (2:0) beim FC Augsburg. Der Hamburger SV und Bayer 04 Leverkusen trennten sich 0:0. Der VfL Wolfsburg setzte sich mit 4:2 (2:1) gegen die TSG Hoffenheim durch. Der FC Schalke 04 siegte in letzter Sekunde mit 2:1 (1:0) gegen Hertha BSC. Bereits am Freitag punkte Borussia Dortmund dreifach durch ein 2:0 (1:0) beim FSV Mainz 05.