Zwei absolute Leckerbissen
23. April 2013Die Vorfreude, die Euphorie ist groß beim FC Bayern vor dem Champions League-Knaller gegen den FC Barcelona an diesem Dienstag (23.04.2013). Das lassen sich die Münchner auch vom Steuerskandal um ihren Präsidenten Uli Hoeneß nicht vermiesen. Nachfragen zu diesem Thema bei der obligatorischen Pressekonferenz hatte die Vereinsführung vorsorglich von der UEFA verbieten lassen. Und so beschränkte man sich in München tatsächlich auf die sportlichen Aspekte.
Dass es ein Duell auf Augenhöhe werde, darüber sind sich fast alle Experten einig. Mancher sieht den neuen deutschen Meister sogar leicht im Vorteil, und so gab sich Sportdirektor Matthias Sammer als Moderator: "Wir wollen etwas werden", sagte der mit visionärer Stimme, "aber wir sind noch nicht etwas!" Für die goldene Generation des FC Bayern mit Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Franck Ribéry oder Arjen Robben wird es langsam Zeit, internationale Titel zu gewinnen. Zwei Endspielteilnahmen in der europäischen Königsklasse 2010 und 2012 reichen nicht, wenn man in die Geschichte eingehen möchte.
Lahm: "Wollen Barca weh tun"
Und so deutet Kapitän Lahm schon mal an, wie es klappen könnte mit dem Weiterkommen gegen die Katalanen: "Wir haben die richtigen Spielertypen auf dem Feld, um dieser Top-Mannschaft auch weh zu tun." Was er damit gemeint haben könnte? Hundertprozentigen Einsatz, gepaart mit Spielwitz und einer ausgeklügelten Strategie. Für die ist bei den Bayern seit knapp zwei Jahren Jupp Heynckes zuständig. Acht Spiele noch im günstigsten Fall - vier in der Bundesliga, das DFB-Pokalfinale und drei in der Champions League - wird er noch auf der Bank des Rekordmeisters sitzen, ehe ihn der Spanier Pep Guardiola beerbt.
Dass er bei Guardiola Rat einholen könnte, bei dem Mann, der schließlich in Barcelona vier Jahre hervorragende Arbeit geleistet hat, schließt Heynckes kategorisch aus: "Da gibt es Regeln, die heißen: man gibt keine Interna preis über den eigenen Club, und deshalb sehe ich keinen Bedarf, mit ihm in Kommunikation zu treten." Und irgendwie wirkt Heynckes bei solchen Fragen fast ein wenig pikiert, als respektiere man ihn, den Trainerfuchs, nicht als absoluten Fachmann.
Messi wird wohl spielen
Gegen Barca kann "Don Jupp" fast aus dem Vollen schöpfen. Abgesehen von den beiden langzeitverletzten Toni Kroos und Holger Badstuber fehlt nur der gelb-gesprerrte Mario Mandzukic. Aber mit Mario Gomez, der im vergangenen Jahr mit zwölf Treffern immerhin zweitbester Torjäger der Champions League war, befürchtet Heynckes keinen Qualitätsverlust im Sturm. Bei Barcelona indes scheint Superstar Lionel Messi rechtzeitig fit zu werden. So ist also alles bereitet für große Europapokal-Abende. "Nicht nur jeder Spieler", vermutet Philipp Lahm, "auch jeder Fußballfan freut sich einfach auf so ein Duell."
Mourinho stichelt gegen Klopp
Auch der andere deutsch-spanische Zweikampf verspricht Fußball der Extraklasse: Borussia Dortmund gegen Real Madrid. Wie sehr die Dortmunder inzwischen in der europäischen Spitze angekommen sind, wie ernst sie da genommen werden, mag der Umstand unterstreichen, dass Real-Trainer Jose Mourinho es sich nicht nehmen ließ, zum Bundesliga-Gastspiel der Borussia bei Greuther Fürth zu reisen. Tatsächliches Scouting oder psychologische Kriegsführung? Bei Mourinho weiß man nie. Jedenfalls unterstellte er seinem Kollegen auf der Dortmunder Bank: "Der redet zu viel", worauf Jürgen Klopp, angesprochen von einem spanischen Journalisten konterte, er sage jetzt nichts mehr.
Einzelheiten zur Aufstellung für das Heimspiel gegen Real würde sich Klopp wohl ohnehin nicht entlocken lassen, aber es wächst die Hoffnung, dass er auf den angeschlagenen Torjäger Robert Lewandowski zurückgreifen kann. Lewandowski gab am Montag bereits via Facebook Entwarnung. "Ich wollte euch beruhigen, mein Einsatz an Mittwoch ist nicht gefährdet. Muskel ist geprellt, aber bis zum Spiel gegen Real bin ich fit!" Gespannt sein darf man darauf, wie sich Mittelfelddribbler Mario Götze schlagen wird am Tag nach dem Bekanntwerden seines Wechsels zum FC Bayern. Und vor allem: welchen Einfluss die Meldung auf die gesamte Mannschaft hat. Fliegt jetzt auseinander, was doch eigentlich zusammen gehört?
Khedira und Özil wollen den Pokal
Bei Real strotzt der deutsche Nationalspieler Sami Khedira vor Selbstvertrauen. Die "Décima", der von Real Madrid heiß ersehnte zehnte Titelgewinn in der Königsklasse, sei keine Last, sondern Motivation, sagte er dem UEFA-Magazin "Champions Matchday". Das Finale im Wembley-Stadion von London sei das Ziel des spanischen Meisters. "Im Team gibt es ein Verlangen, die Champions League zu gewinnen - unser Torhüter Iker Casillas ist der einzige Spieler, der das bisher geschafft hat", sagte Khedira.
Auch bei seinem Nationalmannschafts-Kollegen Mesut Özil ist die Vorfreude auf Dortmund groß. "Das Stadion liegt nur eine halbe Stunde von meinem Elternhaus entfernt", sagte der deutsche Nationalspieler im "Kicker", "meine Familie und meine Freunde werden da sein. Das ist schon cool für so ein wichtiges Spiel." Doch auch die Angehörigen werden wohl die Schlachtgesänge der fast 80.000 Dortmunder Fans nicht überstimmen.