Zuschauertumulte erschüttern Afrikas Fußball
6. Februar 2015Ghanas Fußball-Verband (GFA) hat nach den Krawallen beim Halbfinale des Afrika-Cups gegen Äquatorialguinea (3:0) Konsequenzen für den Gastgeber gefordert. "Es ist schade, dass diese dunkle Wolke unseren Erfolg überschattet, die afrikanische Konföderation (CAF) muss entschieden handeln", sagte GFA-Präsident Kwesi Nyantakyi einem Bericht der französischen Sport-Tageszeitung "L'Équipe" zufolge.
Wie mehrere Medien schrieben, sollen 36 Zuschauer aus Ghana durch Steine, Flaschen und andere Wurfgeschosse verletzt worden sein. "Diese Art von Verhalten ist nicht zu akzeptieren", klagte Nyantakyi. Der ghanaische Verband hatte die Szenen am Donnerstag über seinen offiziellen Twitter-Account als "barbarische Akte von Vandalismus" und "grundlose Gewaltattacken" beschrieben. "Es ist wie eine Kriegszone."
Frust über das drohende Ausscheiden
Neun Minuten vor Ende der Spielzeit stand die Partie vor dem Abbruch. Auslöser der Ausschreitungen erst im und später auch außerhalb des Stadions war der Doppelschlag durch Jordan Ayew (42. Minute) und Wakaso Mubarak (45.), der Ghana den Weg ins Finale ebnete und die Gemüter der gastgebenden Fans erhitzte. Zu diesem Zeitpunkt flogen Flaschen, Steine und andere Geschosse in Richtung der Spieler, nach André Ayews Treffer zum 3:0 (75.) dann auch in den Block der ghanaischen Fans.
Das Chaos nahm seinen Lauf: Zahlreiche Fans aus Ghana flüchteten in den Innenraum des Stadions in Malabo, um sich vor Wurfgeschossen der Heim-Fans in Sicherheit zu bringen. Der Schiedsrichter unterbrach das Spiel, ein Hubschrauber schwebte wenige Meter über den Tribünen und dem Rasen. Die überforderten Sicherheitskräfte bekamen die Lage jedoch nur langsam in den Griff, selbst die Polizisten gewährten den angegriffenen Zuschauern kaum Deckung.
Ganz im Gegenteil. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein. Erst als die Gäste-Fans von Sicherheitskräften aus dem Innenraum geführt worden waren, konnte das Spiel nach rund 35 Minuten in einem fast leeren Stadion beendet werden.
Schock auch beim Gastgeber
Spieler und Trainer zeigten sich schockiert. "Ich habe noch nie so etwas mitmachen müssen. Ich entschuldige mich im Namen meines Teams vor dem afrikanischen Verband CAF und der Welt. Es war eine seltsame Erfahrung", sagte Äquatorialguineas Kapitän Emilio Nsue dem Magazin "The African Report".
Ghanas Trainer Avram Grant diskutierte während der Unterbrechung lange und intensiv auf dem Platz mit Referee Eric Otogo und CAF-Funktionären. "Ich kann nicht sagen, dass ich nicht besorgt war", sagte der Israeli. "Ich sorge mich um die Sicherheit meiner Spieler, das ist sehr wichtig für mich." Auch sein Kapitän André Ayew zeigte sich bei Canal Plus "sehr enttäuscht, verbittert und nicht zufrieden". Die ghanaische Regierung habe Fans extra einfliegen lassen. "Und dann gab es viele Verletzte", bedauerte der Teamkollege von Augsburgs Abdul Rahman Baba.
Der CAF belegte den Gastgeber mit einer Geldstrafe in Höhe von 100.000 Dollar und machte klar, Äquatorialguinea bei weiteren Zwischenfälle automatisch mit einem Spiel vor leeren Rängen zu sanktionieren. Das Spiel um Platz drei zwischen Äquatorialguinea und der Demokratischen Republik Kongo wird allerdings trotz der Vorkommnisse in Malabo, also an gleicher Stelle, vor Publikum stattfinden. Das Finale des Afrika-Cups zwischen zwischen Ghana und der Elfenbeinküste wird im Stadion von Bata ausgetragen.