Zum Brüllen komisch: Monty Python
22. Juli 201443 Sekunden - das riecht nach Rekord: Als die Rolling Stones im Juni in der Berliner Waldbühne auftraten, war ihr Konzert binnen einer Stunde ausverkauft. Als im November vergangenen Jahres bekannt wurde, dass Monty Python wieder auftreten würden, waren die Karten für die Eröffnungsshow in weniger als einer Minute weg.
Auch wenn der letzte Auftritt von Monty Python über 30 Jahre zurück lag, war der Hype um das Comedy-Ensemble riesig: Ursprünglich war nur einziger Auftritt geplant, doch die Briten entschieden eine ganze Auftrittsreihe daraus zu machen. Unter dem Titel "The Last Night Of Monty Python" holten die verbliebenen Mitglieder John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin zu ihrem bittersüßen Finale aus. Und für alle die, die keine Karte mehr bekommen hatten, wurde der fulminante Auftritt in rund 1.500 Kinos in ganz Europa übertragen, in etwa 450 davon sogar als Livestream.
Vom Ende der 1960er Jahre bis in die 1980er hatten die britischen Komiker die Welt zum Lachen gebracht. Nach dem Tod von Graham Chapman im Jahr 1989 waren John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin nur noch sporadisch gemeinsam aufgetreten. Jeder verfolgte seine Solo-Karriere, die meisten durchaus erfolgreich. Terry Gilliam beispielsweise als Regisseur ("12 Monkeys", "The Fisher King"), die anderen als Schauspieler, Drehbuchautoren und Moderatoren.
"Lasst die Waffe fallen"
Die Anfänge der Truppe reichen zurück in eine Zeit, als die Mitglieder noch in Oxford bzw. Cambridge studierten. Was sich zum Teil in ihrer Humorintelligenz widerspiegelte, mit der sie Slapstick und philosophisch-historische Bezüge kombinierten, um sie dann in Cartoons zu brechen. In ihrer neuen Show wollen Monty Python Klassiker präsentieren, wenn auch in überarbeiteter Form. Es sind Sketche wie "Der Überfall", die Monty Python berühmt machen. Und der geht so: Ein Gangster tritt mit einer Waffe vor seine "Opfer".
"Stehen bleiben und Geld her! Lasst die Waffe fallen! Das ist eine Warnung für euch alle! Keine Bewegung! Ich habe zwei Pistolen hier. Eine ist zwar nicht mehr geladen, aber die andere schon. Jedenfalls glaube ich das. Also riskiert nichts! Denn ich schieße gut. Ich übe jeden Tag. Na ja, vielleicht nicht jeden Tag, aber so vier oder fünf Tage pro Woche sind es schon, mindestens. Nur manchmal, am Wochenende, wie das letzte zum Beispiel, also da war einfach keine Zeit."
Revolutionär und stilbildend
Besonders ihr Verzicht auf Pointen und der Einsatz absurder Szenen wirkte revolutionär und stilbildend – auch in Deutschland. Das deutsche Komiker-Duo Harald Schmidt und Herbert Feuerstein orientierte sich in seinen frühen Shows durchaus an der Form, die Monty Python vorgaben. Oberstes Gebot: Nichts ist uns heilig - weder die Polizei, noch nationale Eigenheiten und auch nicht das Medium Fernsehen. Die Pythons boten und bieten eine radikale Form der Unterhaltung: surreal, verrückt und anarchistisch. So zeigten sie eine Sendung, in der die grauenvollste Familie in England gewählt wird. Oder der Ansager im Löwenkäfig. Ein Schnitt und in der nächsten Szene sah man nur noch ein Skelett.
Als TV-Moderator und Entertainer Alfred Biolek auf Monty Python aufmerksam wurde und sie 1971 nach Deutschland holte, interessierten sich zunächst nur wenige Fernsehzuschauer für die auf Deutsch produzierten Folgen. Der Siegeszug hierzulande setzte später ein. Monty-Python-Experte Volker Bleeck weiß: "Der Kult entstand eigentlich erst durch die Kinofilme, die gerade unter Studenten zu Programmkino-Erfolgen wurden: Filme wie 'Ritter der Kokosnuss' oder 'Wunderbare Welt der Schwerkraft', die im Grunde eine Zusammenstellung der Fernsehsketche waren."
Größter Erfolg
Insgesamt 45 TV-Folgen produzierte "Monty Python´s Flying Circus", 17 CDs und fünf Kinofilme. Wobei "Das Leben des Brian" von 1979 allein in den USA rund 20 Millionen Dollar einspielte. Der Film handelt vom einfältigen Brian, der zu Zeiten Jesu in Jerusalem lebt und gegen seinen Willen zum Messias auserkoren wird. Der Film gilt als Sternstunde der Pythons. Denn im Gegensatz zu ihren anderen Werken handelt es sich um eine durchgängige Story, die sich intelligent mit der Frage nach dem falschen Propheten und der Sehnsucht der Masse nach einem Anführer beschäftigt.
Und als Brian alias Graham Chapman schließlich am Kreuz "Always look on the bright side of life" sang, entstand nebenbei sogar ein Kult-Song, der zum geflügelten Wort für Situationen, in denen wieder 'mal alles schief läuft. John Cleese wiederum drückte den intellektuellen Scharfsinn der Truppe aus, als er den Aufruf zum Widerstand gegen die Römer ("Römer geht nach Hause!") an einer Häuserwand entdeckte und allerlei falsche Deklinationen und Konjugationen korrigierte.
Dass der Monty-Python-Kult lebt, zeigt nicht nur das Zuschauerinteresse in London. Auch dem Live-Stream zur Pressekonferenz folgten Millionen Menschen. Bei der Gelegenheit mutmaßte Michael Palin: "Graham Chapman [er starb 1989, Anm.d. Red.] wird wohl im Geiste hinter der Bühne der O2-World bei uns sein." Palin war es auch, der in seiner Grabrede über den notorischen Zuspätkommer Chapman sagte: "Im Geiste ist er jetzt sicher bei uns, nun ja, vielleicht nicht jetzt, aber bestimmt in 20 Minuten."