Zum 50. Mal neuartige Musik in Moers

Seit 25 Jahren fotografiert Frank Schemmann (Mitte) die Musiker des Moers-Festivals nach ihren Auftritten. Die Stimmung ist dann ganz besonders, denn die Musiker haben noch den Applaus im Kopf und im Körper. Ihre Gesichter spiegeln Freude, Erschöpfung oder Nachdenklichkeit. Wegen Corona musste seine Ausstellung zum 50. Moers-Festival-Jubiläum nach draußen verlagert werden, hoch in die Bäume.

Herbie Hancock wartete nach dem Soundcheck im Regen auf den Wagen, der ihn zum Hotel bringen sollte. Schemmann bot ihm sein Studio auf dem Festivalgelände an, um die Zeit zu überbrücken. Auf diese Weise bekam er ein exclusives Fotoshooting mit dem legendären Jazz-Pianisten. Hancock ist bekannt für seine Funk- und Fusion-Musik. Dabei adaptiert er immer die neuesten elektronischen Technologien.

Das Shibusashirazu Orchestra aus Tokio war schon oft zu Gast in Moers mit Butoh-Tänzern wie Hoshino Kenichiro. Während der Aufführung änderte die Big Band mehrfach ihr Outfit. Ein Besuch im Fotostudio von Frank Schemmann war selbstverständlich. Der Butoh ist ein moderner japanischer Ausdruckstanz, der in den 60er-Jahren als Gegenbewegung zum amerikanischen Musicalbetriebs in Japan entstand.

Sein Projekt Tim Isfort Super8 gründete der Kontrabassist 2004. Ein skurril besetztes Oktett, das Songs aus verschiedensten Sparten bearbeitet und interpretiert und live zu Bildeinspielungen spielt. Isfort schreibt Theatermusik und Filmmusik und arrangierte für die experimentelle Band Einstürzende Neubauten, John Grant und Tom Liwa. Seit 2017 ist er Leiter des Moers Festivals.

Der kanadische Jazzer Colin Stetson ist für Frank Schemmann ein "Musikarbeiter mit Brachialatmung". Vom Basssaxophon bis zum Waldhorn spielt er sämtliche Blasinstrumente. Als Mensch nimmt er sich selbst gerne zurück und lässt seinem Instrument den Vortritt, wie man auf dem Bild sieht. Stetson war schon öfter in Moers zu Gast und fasziniert den Fotografen immer wieder aufs Neue.

Auf Cassandra Wilson müsse man warten, sagt Fotograf Frank Schemmann, denn sie verschwinde immer gleich nach dem Auftritt in ihre Garderobe. Doch Hartnäckigkeit zahlt sich aus. So kam die US-amerikanische Jazz-Sängerin 2016 doch noch bei ihm im Studio vorbei. Ein unglaubliche intensiver Moment, erinnert sich Schemmann, der selbst Fan von ihrer temperamentvollen Blues-Stimme ist.

Moon Hooch ist eine amerikanische Band aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn. Die beiden Hauptakteure, die Saxophonisten Wenzl McGowen und Michael Wilbur, sind bekannt für ihre tänzerische Musik, die auf Saxophon und Percussion basiert. 2016 haben sie die Moerser Bühne gerockt. Ihre Energie konnte Frank Schemmann nach ihrem Auftritt im Foto einfangen.

Sänger und Performer Strombo von "Radio Kinshasa" ist immer auf der Suche nach neuen Klängen und Geräuschen. Dass die Gruppe 2017 in Moers auftreten konnte, war nicht einfach zu arrangieren. Die Behörden waren nur schwer davon zu überzeugen, den vier Musikern aus Kongo, die zur Band gehörten, mit ihren Instrumenten aus Plastikmüll ein Visum zu erteilen. Das Publikum war von der Musik begeistert.

Chilly Gonzales bricht gerne mit Konventionen. Der in Montreal geborene Musiker hat Klassik, Jazz und Komposition studiert. Er mag Punk, singt und rappt und füllt mit seinen Klavierimprovisationen ganze Konzertsäle. Sein Publikum bezieht der Performance-Künstler gerne mit ein und sei es, dass er sich mal eben zum Crowd-Sufen in die Menge wirft. 2020 war das wegen Corona bereits nicht mehr möglich.